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Neue Materialien in der Online-Bibliothek

Neue Materialien in der Online-Bibliothek

In unserer Online-Bibliothek veröffentlichen wir regelmäßig Texte und Videos – Zeitzeugeninterviews, Memoiren, wissenschaftliche Artikel u.v.m. – in deutscher und z.T. auch in russischer Sprache. Heute geben wir einen Überblick über die Materialien, die in den nächsten Wochen erscheinen.

Momentan arbeiten wir an der deutschen Übersetzung von drei Texten aus dem Sammelband „Weiße Flamme des grauen Haars: Gesammelte Erinnerungen von Blockadekindern deutscher Herkunft“ (hrsg. von V. Korobowa).

Valentina Korobowa: „Meine Kindheit im Leningrader Newski-Bezirk“

V. Korobowa berichtet in diesem Text, wie sie als sechsjähriges Mädchen den Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges und den ersten Blockadewinter 1941/42 erlebte. Der Schauplatz dieser Erinnerungen ist der industriell geprägte Newski-Bezirk im Südosten der Stadt, der häufig zum Ziel der deutschen Luftangriffe wurde. Die Episoden aus jener Zeit, die der Autorin bis ins hohe Alter im Gedächtnis geblieben sind, zeigen deutlich, wie ihre Eltern dem Hunger zu trotzen versuchten und wie einzelne glückliche Zufälle – etwa einige von einem vorbeifahrenden Auto gefallene Ölkuchenstücke – der Familie halfen, am Leben zu bleiben.

Valentina Korobowa: „Ein Porträt“

Der Ausgangspunkt dieses Textes ist eine Fotografie aus Vorkriegszeiten, welche die Autorin heute an die längst vergangenen Kindheitstage erinnert, in denen sie gesund und glücklich war. In ihren Ausführungen beschreibt V. Korobowa eindrücklich die körperlichen und seelischen Folgen der Mangelernährung während der Blockadezeit: Sie denkt an ihre Evakuierung aus dem belagerten Leningrad zurück und daran, wie sie sich im sicheren Hinterland allmählich erholte. Ungeachtet dessen endet der Text mit einer positiven Note.

Alla Sokolowskaja: „Olga Firsowa: eine Alpinistin der Blockadezeit“

Sokolowskajas Text handelt nicht von ihren eigenen Erinnerungen, sondern von der Geschichte der Alpinistin Olga Afanassjewna Firsowa. Sie ist bekannt für ihre Rolle bei der Tarnung der belagerten Stadt: Gemeinsam mit ihren Kollegen Alexandra Prigoschewa, Aloisij Semba und Michail Bobrow half sie dabei, strategisch wichtige Gebäude und Architekturdenkmäler vor Luftangriffen und Artilleriebeschuss zu schützen. Zudem berichtet Sokolowskaja von einem besonders symbolhaften Ereignis: Am 30. April 1945 kletterte Firsowa auf die goldene Spitze der Admiralität, um sie von dem zu Beginn der Blockade angebrachten riesigen Tarnüberzug zu befreien.

Daneben bereiten wir noch einen weiteren Text zur Veröffentlichung vor. Dieser stammt aus dem 2015 erschienenen Sammelband „Graue Wehmut der Erinnerungen … Über den Krieg, die Blockade und das friedliche Leben“ (hrgs. N.S. Balagurowa & V.A. Korobowa).

Klawdija Schukowa „Kindliche Erinnerungen an die Blockade und den Krieg“

Schukowa schildert in ihrem Bericht verschiedene Aspekte des Alltagslebens während der Blockade aus kindlicher Perspektive. Dabei geht sie sowohl auf persönliche Erfahrungen – Hunger, Luftangriffe, den Verlust von nahen Verwandten – ein als auch auf allgemeine Geschehnisse, wie etwa Kunstausstellungen, die trotz aller Widrigkeiten im belagerten Leningrad organisiert wurden. Besonders interessant ist ihre Erzählung darüber, wie sie und ihre Klassenkameraden sogar während der Blockade in der Schule Deutsch lernten.

Als fünftes und letztes Material werden wir demnächst einen Kurzfilm über unser Freizeitprojekt für Blockadeüberlebende – die „Akademie für Inspiration und Kreativität“ – in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln veröffentlichen.