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Ein Souvenir aus Petersburg

Ein Souvenir aus Petersburg

Produkte der Kaiserlichen Lomonossow-Porzellanfabrik zählen zu den erlesensten und beliebtesten Souvenirs aus Petersburg. Alle Erzeugnisse zeichnen sich durch Eleganz und Feinheit aus. Im heutigen Artikel berichten wir über die Geschichte der Fabrik und ihre größten Meister.

Die Porzellanherstellung in Russland begann in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Als Vater des russischen Porzellans gilt der Ingenieur Dmitri Winogradow. Er entwickelte ein Rezept für die Porzellanmasse, erfand Rezepte für Porzellanglasuren und -farben sowie ein Pulver zur Dekoration. Außerdem entwarf er einen Ofen zum Brennen. Unter Katharina II. wurde die Manufaktur umstrukturiert und erhielt den Namen Kaiserliche Porzellanfabrik. Das geschah im Jahr 1765. Ende des 18. Jahrhunderts gehörten russisches Porzellan und die Kaiserliche Fabrik zu den besten Europas. Im Jahr 1925 feierte die Russische Akademie der Wissenschaften ihr 200-jähriges Bestehen: Aus diesem Anlass wurde die Porzellanfabrik nach dem herausragenden russischen Wissenschaftler M.W. Lomonossow umbenannt.

Wie gestaltete sich das Schicksal der Fabrik während der Blockade? Im August 1941 wurden der Großteil der Ausrüstung und ein Teil der Museumskollektion in die Oblast Swerdlowsk evakuiert. Die Fabrik produzierte nun für die Bedürfnisse der Stadt: Man organisierte die Herstellung von Geschirr für die Leningrader Lazarette. Die Mitarbeiter der Fabrik beteiligten sich an der Verteidigung der Stadt: Manche gingen an die Front oder zur Volkswehr, andere zum Lokalen Luftschutz. Die leitenden Angestellten der Fabrik überlebten die Blockade. Über einige von ihnen berichten wir im Folgenden.

Nikolaj Sujetin

Nikolaj Michailowitsch Sujetin war einer der bedeutendsten Anhänger Kasimir Malewitschs. Im September 1922 folgte er ihm nach Petrograd und nahm an Ausstellungen teil. Im Dezember desselben Jahres begann er in der Porzellanfabrik zu arbeiten, wo er eine Vielzahl von Entwürfen für suprematisches Porzellan erarbeitete. Zehn Jahre später war er der Hauptkünstler in der Produktion.
Im belagerten Leningrad beteiligte er sich an den Arbeiten zur Tarnung und Maskierung der Stadt. 1942 gestaltete er das Grabmal A.W. Suworows im Alexander-Newski-Kloster neu. Von 1943 bis 1944 arbeitete er an der Gestaltung der Ausstellung „Die heldenhafte Verteidigung Leningrads“ (diese befand sich im Gebäude des ehemaligen Landwirtschaftlichen Museums im Salzstädtchen; heute befindet sich dort das Museum für die Verteidigung und Belagerung Leningrads).
Unter der Leitung Sujetins nahm Ende 1943 das Kunstlabor der Porzellanfabrik seinen Betrieb wieder auf.

Alexandra Schtschekatichina-Pototzkaja

Diese Künstlerin ist nicht nur für ihre Gemälde, Grafiken und Kleiderskizzen für Theateraufführungen bekannt, sondern in erster Linie für ihre einzigartigen Porzellanerzeugnisse. Ihr Werdegang als Porzellankünstlerin begann im Jahr 1918, als sie in die Fabrik kam. Trotz ihres Kunststudiums war Porzellan für Schtschekatichina-Pototzkaja ein neues kreatives Feld, an das sie sich schnell gewöhnte. In ihren Arbeiten stachen die Dekorativität der Elemente und die Poesie der Bilder markant hervor. Das Bild nahm häufig den Großteil des Erzeugnisses ein, ohne sich auf die Bestandselemente zu beschränken. Diese Motive erzählen eine eigene Geschichte.
Während des Krieges arbeitete die Künstlerin an der Verzierung von Vasen.

Anna Jatzkewitsch

Leider ist über das Leben dieser Künstlerin nur wenig bekannt. Sie erlebte die Blockade in Leningrad und arbeitete die ganze Zeit über in der Fabrik. Jatzkewitsch beteiligte sich an den Arbeiten zur Tarnung der Stadt. Im Jahr 1943 wurde sie mit der Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“ ausgezeichnet, 1944 erhielt sie den Rotbannerorden.
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Fabrik entwickelte sie 1944 das Muster „Kleines Kobaltnetz“. Als Grundlage dafür diente ein Bild aus einem Service, das noch für Kaiserin Elisabeth angefertigt worden war, wenn auch in anderen Farben. Über die Entstehungsgeschichte dieses berühmten Muster kursieren Legenden, die mit der Blockade verbunden sind. So besagt eine Version, dass sich die Künstlerin vom Blockadealltag inspirieren ließ: Das Muster ähnelt den über Kreuz verklebten Fenstern oder dem Eis der Newa, von wo die Leningrader Wasser holten.
Das „Kleine Kobaltnetz“ wurde 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Heute werden über 100 verschiedene Geschirrteile mit diesem Muster hergestellt: Teekannen, Teller, Zuckerdosen, Servierplatten, Vasen usw. Das Muster gilt mittlerweile als Visitenkarte der Fabrik.