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Die D.D.-Schostakowitsch-Philharmonie in der Blockadezeit

Die D.D.-Schostakowitsch-Philharmonie in der Blockadezeit

Im August 1942 erklang in der Leningrader Philharmonie die „Siebte (Leningrader) Sinfonie“ von D.D. Schostakowitsch. Dies war wahrhaftig ein Ereignis von Weltrang: die lebendige Stimme der belagerten Stadt, die an verschiedenen Enden der Welt gehört wurde. Allerdings war dieses Konzert nicht das einzige. Im heutigen Artikel berichten wir darüber, wie die Philharmonie die Blockadezeit erlebte.

Im August 1941 waren die meisten Mitarbeiter und Orchester nach Nowosibirsk evakuiert worden. So begann das Leben der Philharmonie in der Evakuierung: Die einen Künstler blieben in Nowosibirsk und gaben Konzerte im Stalin-Haus der Kultur, während andere in Nachbarstädten und städtischen Zentren auftraten oder mit Konzertbrigaden an die Front fuhren. Nowosibirsk hatte damals kein eigenes Sinfonieorchester, weshalb vieles noch völlig neu war.
Die Siebte Sinfonie wurde hier ein wenig früher als in Leningrad gespielt, und zwar im Juli 1942. D.D. Schostakowitsch war selbst bei den Proben zugegen. Der Name des Komponisten war im Repertoire der evakuierten Philharmonie häufig anzutreffen. Außerdem spielte man P.I. Tschaikowski, A.P. Borodin, M.I. Glinka, R. Wagner, F. Liszt und andere.

Nicht alle Mitarbeiter der Philharmonie waren aus Leningrad evakuiert worden. Von den sinfonischen Kollektiven war das Rundfunkorchester in der Stadt geblieben. Unter den Dirigenten wurde Karl Eliasberg zur Führungsfigur.
Die Saison begann im Oktober 1941. Man spielte Glinka, Tschaikowski und Glasunow. Zuvor hatte es bereits im September ein Konzert gegeben, doch dessen Programm ist im Archiv der Philharmonie nicht erhalten geblieben.
Bis zum Dezember 1941 fanden regelmäßig Konzerte statt. Dann trat eine Pause ein – die harte und grausame „Zeit des Sterbens“. Mehrere Monate lang war der Saal wegen der durchdringenden Kälte aufgrund fehlender Beheizung geschlossen. Im Januar wurden die Proben und Auftritte des Orchesters ausgesetzt.

Das erste Konzert nach dieser Pause fand am 5. April statt, und zwar in den Räumlichkeiten des heutigen Alexandrinski-Theaters. Trotz des Artilleriebeschusses und der schwierigen Situation kam das Publikum zu den Musikern. Auf der Website der Philharmonie werden die Erinnerungen Karl Eliasbergs an dieses Konzert zitiert:

Die Temperatur lag bei 7-8 Grad unter Null. Doch die Menschen weinten vor Aufregung und Freude. Ich muss übrigens erwähnen, dass der Konzertmeister nur eine Wattejacke trug. Ich hatte alle warmen Sachen angezogen, die mir noch geblieben waren – und darüber einen gestärkten Hemdkragen!

Ab Mai 1942 wurden die Konzerte in den Räumlichkeiten der Leningrader Philharmonie wiederaufgenommen. Viele erinnerten sich, dass die Aufführung der „Siebten Sinfonie“ vor allem dem Charakter und der Hartnäckigkeit von Karl Eliasberg zu verdanken war, denn es gab nicht mehr genug Musiker im Orchester. Für dieses Ereignis kommandierte man sie von der Front ab. Genaueres dazu lest ihr in unserem Artikel „Die Sinfonie einer lebendigen Stadt“.

Im Saal der Philharmonie traten auch die Künstler aus dem Theater der Musikalischen Komödie auf. Ihre Namen kannte jeder in der Stadt. Für die vom Blockadealltag gepeinigten Menschen war es unbedingt notwendig, sich hin und wieder für kurze Zeit abzulenken. Deshalb besuchten sie die Konzerte – für die Künstler gab es stehende Ovationen. Leningrad blieb trotz aller Widrigkeiten Kulturzentrum.

Es ist bekannt, dass der Tag des Sieges nach dem Jahr 1945 lange Zeit nicht gefeiert wurde. Am 9. Mai 1965 führte das Sinfonieorchester der Philharmonie unter der Leitung von Karl Eliasberg den ersten Teil der „Siebten Sinfonie“ auf. Auch heute steht diese zu den Gedenktagen – dem 27. Januar und dem 9. Mai – häufig im Repertoire der Philharmonie.


Quellen:

Offizielle Website der Philharmonie Sankt Petersburg