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Lebenslinie: Jelena Andrejewna Wetschtomowa

Lebenslinie: Jelena Andrejewna Wetschtomowa

Allen Teilnehmer/-innen unseres Übersetzungswettbewerbs ist der Name Jelena Wetschtomowa ein Begriff. Wir hatten dazu aufgerufen, ihr Gedicht “Alles wird” zu übersetzen. Jetzt ist es an der Zeit, uns ein wenig näher mit der Dichterin bekannt zu machen.

Jelena Andrejewna Wetschtomowa wurde am 13. Januar 1908 in Kasan geboren. Ihr Vater war Chirurg und unterrichtete an der Universität. Schon in seiner Kindheit zeigte das Mädchen einen rebellischen Charakter und kreative Fähigkeiten. Deshalb war Jelena bereits in ihrer Gymnasialzeit in einer Theaterwerkstatt aktiv.

Später studierte sie an der Universität von Perm. Die Uralische Assoziation proletarischer Schriftsteller förderte ihre Kandidatur für den Vorstand der Permschen Assoziation proletarischer Schriftsteller. Wetschtomowas erste literarische Arbeiten (Gedichte und Aufsätze) wurden im Almanach der Universität Perm und in der Zeitung “Stern” gedruckt.

Am 31. Januar 1928 kam der Dichter Wladimir Majakowski nach Perm, um an der Universität einen Vortrag über neue Literaturrichtungen zu halten, seine Gedichte vorzutragen und Fragen zu beantworten. Es ist bekannt, dass Jelena Wetschtomowa nach einer kurzen Unterhaltung mit Majakowski endgültig entschied, dass die Literatur ihre Berufung war.

Ebenso schloss sie die historisch-philologische Fakultät der Universität Leningrad ab und nahm aktiv am literarischen Leben der Stadt teil. In der Zeitschrift “Resez” gab sie Ratschläge zu Fragen des literarischen Schaffens, kooperierte mit den Kinderzeitschriften “Zeisig” und “Igel” (und anderen), arbeitete in einer Druckerei … Ihre Gedichte wurden mit Musik unterlegt, im Radio gesendet und in Zeitschriften gedruckt. Sie kooperierte und kommunizierte mit den bedeutendsten und beeindruckendsten Vertreter/-innen der literarischen Gesellschaft Leningrads.

Im Jahr 1930 lernte Wetschtomowa den Dichter Juri Inge kennen, den sie später heiratete. Der eigentliche Name des Dichters war Erich. Er wurde in der deutschen Kolonie von Strelna in einer russlanddeutschen Familie geboren. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs gab man dem Jungen den Namen Juri. Auch er arbeitete für die Zeitschrift “Resez” und war Sekretär eines literarischen Vereins.

Gemeinsam mit seiner Frau reisten sie oft und leisteten viel in ihrem literarischen Tätigkeitsfeld. Jelena Wetschtomowa war eine echte sowjetische Dichterin, die sich ganz ihrer Arbeit verschrieben hatte.

Zu Beginn des Kriegs war Juri Inge Kriegskorrespondent der Zeitung “Rote baltische Flotte”. Er fiel im August 1941 bei einer Verlegung der Flottenschiffe aus Tallinn nach Kronstadt. Jelena Wetschtomowa lehnte eine Evakuierung ab und blieb mit ihrem Sohn in Leningrad. Sie arbeitete weiter, indem sie im Radio und in Hospitälern Gedichte vortrug, sie in Zeitschriften drucken ließ, für die Zeitungen der Wolchow-Front schrieb und die Bücher ihres Mannes zur Veröffentlichung vorbereitete. Ihr Kampfgeist und ihr Mut gaben ihr Kraft, um als Kriegskorrespondentin zu arbeiten, wovon sie sich auch durch eine Verwundung nicht abhalten ließ. Im Jahr 1942 wurde sie Mitglied im Schriftstellerverband der UdSSR. Die freudige Nachricht vom Durchbruch der Blockade erreichte Jelena Wetschtomowa mit Kollegen im Haus des Radios, wo sie ihre Arbeit fast jeden Tag fortsetzte.

Sie wurde mit den Medaillen “Für die Verteidigung Leningrads” und “Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945” ausgezeichnet. Ihre Werke aus der Kriegszeit zeigen die Geschichte eines Menschen, der Verluste und Entbehrungen durchlebte, dabei aber nicht seine Hoffnung, seinen Glauben und seinen Optimismus verlor. Ihre Poesie war für alle verständlich und nah. Ihre Protagonisten waren pflichtbewusste Menschen, die niemanden enttäuschten und immer zum Handeln bereit waren. Häufig kommt in ihren Kriegsgedichten das Thema Kindheit vor, was dem Werk Zartheit und einen lyrischen Charakter verleiht.

Nach dem Krieg fuhr Wetschtomowa mit dem Schreiben fort. Sie übersetzte Gedichte, unterrichtete im Literaturverein “Regenbogen”, aus dem viele bekannte Schriftsteller hervorgegangen sind, und veröffentlichte ihre Arbeiten weiterhin in Zeitschriften. In den 1960er Jahren schrieb sie ein Buch über Maria Uljanowa, die Mutter Lenins. Das Buch wurde in verschiedene Sprachen übersetzt, unter anderem auch ins Deutsche.

Im Jahr 1969 erschien ihr Buch über die Geschichte der Druckerei “Hier wurde die Prawda gedruckt”. Ein bedeutender Teil ist den Errungenschaften – sowohl arbeitstechnisch als auch militärisch – der Arbeiter der Druckerei zur Zeit der Blockade gewidmet. Das Buch berichtet ebenso über die Arbeit der Druckerei in der Nachkriegszeit.

Zur Erinnerung an ihren Mann gab Jelena Wetschtomowa Sammelbände zu Büchern heraus, die zu Lebzeiten des Dichters noch nicht gedruckt worden waren. Ebenso gründete sie das literarische Heimatkundemuseum “Juri Inge” in der Bibliothek der Stadt Strelna.

In Kronstadt gibt es eine Juri-Inge-Straße, zum Gedenken an den Dichter, der die Stadt in seinen Gedichten pries.


Quellen: 

Artikel über Jelena Wetschtomowa auf der Website “Vergessene Namen des Gouvernements Perm”: http://www.fnperm.ru/

Website des Staatlichen Archivs der Region Perm. Majakowski in Perm: http://www.archive.perm.ru/projects/weeklyphoto/mayakovsky-in-perm/

Projekt “Straßen des Sieges”: http://улицыпобеды.рф/ulitsa_yuriya_inge.html