Die Leningrader Blockade in der Kunst: Teil 2
Im ersten Teil unserer Reihe „Die Leningrader Blockade in der Kunst“ haben wir die Namen einiger Künstler aufgezählt, die in der belagerten Stadt tätig waren. Heute stellen wir Werke der bildenden Kunst vor, die mit diesem Thema verbunden sind.
„Der Durchbruch der Blockade“ (W.A. Serow, I.A. Serebrjany, A.A. Kasanzew; 1943)
Das Bild zeigt den Moment des Durchbruchs der Blockade, also das Zusammentreffen der Soldaten der Leningrader sowie der Wolchow-Front bei den Arbeitersiedlungen Nr. 1 und Nr. 5 am Südufer des Ladogasees. Die Künstler präsentierten das Bild am 23. Februar 1943 bei einer Ausstellung zum 25. Jahrestag der Roten Armee. Sie hatten es innerhalb eines Monats angefertigt.
Alle drei Maler hatten bereits Erfahrung bei der Arbeit mit figurenreichen Abbildungen. Zudem hatten sie alle die Blockade in Leningrad erlebt. Wladimir Alexandrowitsch Serow war häufig an die Front bzw. die frontnahen Gebiete gefahren und hatte an der Erstellung von Plakaten und Flugblättern gearbeitet. Iossif Alexandrowitsch Serebrjany war zur Arbeit an einer Porträtreihe auf eine Partisanenbasis und einen frontnahen Flugplatz entsendet worden. Anatoli Alexejewitsch Kasanzew hatte viel an der Erstellung von militärischen Agitationsplakaten, Flugblättern und Lithografien gearbeitet. Heute befindet sich ihr gemeinsames Werk im Russischen Museum.
„Feuerwerk“ (A.P. Ostroumowa-Lebedjewa, 1944)
Das Hauptthema dieses Bildes von Anna Petrowna Ostroumowa-Lebedjewa ist der feierliche Salut vom 27. Januar 1944, der zu Ehren der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade gegeben wurde.
Ostroumowa-Lebedjewa war geborene Petersburgerin bzw. Leningraderin. Sie studierte an den bekannten Kunstakademien von Petersburg: der Stieglitz-Lehranstalt sowie dem Atelier von Ilja Jefimowitsch Repin. Seit 1899 gehörte sie zum Bestand der kreativen Vereinigung „Welt der Kunst“ und schuf Gravuren für die gleichnamige Zeitschrift. Die Künstlerin ist nicht nur für ihre erlesenen schwarz-weißen Gravuren bekannt, sondern auch dafür, dass sie die Kunst der farbigen Holzschnittkunst in Russland wiederbelebte.
Während der Blockade wollte sie sich nicht evakuieren lassen und verbrachte diese gesamte Periode in ihrer Heimatstadt, wobei sie diese in ihren Arbeiten darstellte: So entstanden eine Gravurenreihe und eine Postkartenserie. Sie gestaltete die Einladungskarten für die Premiere der Leningrader Sinfonie.
Erhalten geblieben ist ein Tagebuch der Künstlerin mit dem Titel „Autobiografische Notizen“, in dem sie die Geschichte ihres künstlerischen Werdegangs darlegte.
„Leningraderin (im Jahr 41)“ (B.S. Ugarow, 1961)
Der Künstler Boris Sergejewitsch Ugarow wurde in Petrograd geboren. Zu Beginn des Krieges ging er als Freiwilliger zur Volkswehr. Später diente er als Richtkanonier bei der Artillerie und nahm an den Kämpfen um Leningrad teil. Schon damals wurde ihm klar, dass seine Berufung in der Kunst lag. Nach dem Krieg schrieb Ugarow sich am I.-Repin-Institut für Malerei, Bildhauerei und Architektur ein.
In seinem Tagebuch verfasste er 1945 einen Eintrag darüber, dass ihn das traurige Schicksal Leningrads sehr bewegt habe und er die Notwendigkeit fühlte, seine Eindrücke mitzuteilen. So entstand 1961 das Bild „Leningraderin“, das ein junges Mädchen zeigt: willensstark und ungebrochen schreitet sie entgegen aller Schwierigkeiten vorwärts.
Der habilitierte Kunstwissenschaftler W.A. Lenjaschin stellte fest: „`{`...`}` dies ist eines der Werke, die sich für immer einprägen, nachdem man sie einmal gesehen hat.“
„Blockade. 1941“ (V.A. Rybalko, 1985)
Die Bildhauerin Valentina Lawrentjewa Rybalko befasste sich in der Nachkriegsperiode häufig mit dem Thema Krieg. Ihr Werk „Blockade. 1941“ zeigt ein kleines dürres Mädchen mit einer Puppe in der Hand.
Die Kinder in der belagerten Stadt mussten sehr schnell erwachsen werden und auch die Pflichten von Erwachsenen übernehmen.
Beim Anblick dieses Mädchens erinnern wir uns sofort an die Zeilen Juri Woronows:
In den Blockadetagen erfuhren wir es nie:
Wo sind die Grenzen zwischen Jugend und Kindheit?
Schon ‘43 gab man uns Medaillen
Ausweise jedoch erst ‘45 …
Im Jahr 2021 drehte das Projektteam der „Humanitären Geste“ einen Film über „Denkmäler für die Kinder der Blockade“, die man in verschiedenen Bezirken des modernen Sankt Petersburg besuchen kann.