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Die Leningrader Blockade in der Kunst: Teil 1

Die Leningrader Blockade in der Kunst: Teil 1

Im Mai vor drei Jahren besuchte das Projektteam der „Humanitären Geste“ eine Ausstellung im Russischen Museum, die dem 75. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg gewidmet war. Einige der Exponate bezogen sich auf die Geschichte der Blockade. Wir haben beschlossen, in unserem Blog eine Artikelreihe zu veröffentlichen, wo wir darüber berichten werden, wie sich das Thema Blockade in der bildenden Kunst niederschlug.

Der erste Teil erzählt von den Künstlerinnen und Künstlern, die während der Belagerung in der Stadt tätig waren. (In einem unserer früheren Texte haben wir bereits die Künstlerin Jelena Marttila vorgestellt.)

Jaroslaw Sergejewitsch Nikolajew

Erst kürzlich erschien der Text „Mit Liebe siegen! Hochzeiten im belagerten Leningrad“ in unserer Online-Bibliothek. Darin wird die Geschichte der Hochzeit von Jaroslaw Sergejewitsch Nikolajew mit Maria Grigorjewna Petrowa beschrieben.
Nikolajew war Volkskünstler der RSFSR sowie Mitglied des Verbandes der Künstler der UdSSR. Im Jahr 1930 kam er nach Leningrad. Zwei Jahre später wurde er in den Leningrader Verband der sowjetischen Künstler aufgenommen, dessen Vorsitz er nach dem Krieg für einige Jahre innehatte. Der Leningrader Blockade ist eine eigene Reihe seiner Bilder gewidmet. Auf der Website der virtuellen Sammlung des Russischen Museums werden seine Worte zitiert, die bei der Ausstellung „Stunde der Tapferkeit“ anlässlich des 40. Jahrestags der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade erklangen:

Niemals habe ich seine Schönheit, die durch den Schmerz hervortrat, so deutlich wahrgenommen, noch nie die Farbe auf diese Weise gespürt.

Bekannt sind Nikolajews Selbstporträts aus dem Jahr 1942: zum Beispiel das Bild mit breitem roten Schal, das nach einem Aufenthalt in einer stationären Einrichtung für Ausgezehrte gemalt wurde. Darin zeigen sich all der Schmerz und die Sorgen eines Menschen im belagerten Leningrad.
Das Porträt der Geliebten des Malers – der Künstlerin Maria Grigorjewna Petrowa – wurde im selben Jahr gemalt und besticht durch seine Schönheit und Sanftheit. Während der Blockade arbeitete Maria Grigorjewna beim Rundfunk und im Theater; alle Bewohner der Stadt kannten ihre Stimme.

Pawel Michailowitsch Kondratjew

Illustrator, Lithograf und Kunstmaler. Kondratjew befand sich an der Front und gelangte von Leningrad bis nach Ostpreußen. Erhalten geblieben sind seine Aquarelle und Zeichnungen, die das Leben in der Stadt sowie die Verhältnisse jener Zeit mit dokumentarischer Genauigkeit abbilden.
Die Website der virtuellen Sammlung des Russischen Museums zeigt Briefausschnitte aus der Kriegszeit, in denen der Künstler vermerkt, dass

… das Grundlegende und Neue, wie ich plötzlich begriffen und vor allem in Natur gefühlt habe, jetzt im Kontrast der Proportionen des Raumes besteht: Plötzlich fühlte ich nicht nur den linearen, flachen Rhythmus, sondern auch den räumlichen, in die Tiefe gehenden Rhythmus der Formen.

Der Großteil von Kondratjews Werken wird heute im Kunstmuseum von Jaroslawl aufbewahrt. Die Arbeiten des Künstlers können auch online betrachtet werden.

Alexej Fjodorowitsch Pachomow

Der Maler und Bildhauer Alexej Pachomow verbrachte die gesamte Blockadezeit in der belagerten Stadt. Vielen ist er als Illustrator und Zeichner bekannt, doch während des Krieges rückte die Tafelmalerei in den Vordergrund. Nicht selten sind Kinder die Hauptfiguren seiner Werke: etwa auf der Lithografie „Im Kinderheim“, wo Kleinkindern Bücher vorgelesen werden, oder auf Plakaten, die sich an junge Leningrader richten.
Wie sich der Künstler erinnerte, waren seine Arbeiten keine Abbildung der Wirklichkeit; vielmehr stellten sie eine Erfahrung des Erlebens der Realität dar, in der sich Leningrad während des Krieges befand. Die Reihe „Leningrad in den Tagen der Blockade“ (1942-1944) wurde mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet. Sie besteht aus über dreißig Abbildungen. Die Lithografie „Das Feuerwerk am 27. Januar 1944“ ist dem Tag der Aufhebung der Blockade gewidmet. Darauf sind Soldaten, Frauen und Kinder Seite an Seite zu sehen. Ebenso wie mit seinen Skulpturen zeigt der Künstler, dass alle Leningrader (unabhängig von Geschlecht und Alter) diesen Sieg näher gebracht haben.

Vera Wladimirowna Miljutina

Miljutina war Theaterkünstlerin, Grafikerin und Illustratorin. Vor dem Krieg arbeitete sie in den Theatern der Stadt, gestaltete die Aufführungen und bekleidete zudem die Position der leitenden Künstlerin der Staatlichen Leningrader Estrade. Wie die oben genannten Künstler auch verbrachte Miljutina die Blockadezeit in der Stadt. Sie zeichnete Skizzen für Ausstellungen, Agitationsplakate, Flugblätter und vieles mehr. Im Jahr 1942 entstand die Grafikserie „Die Eremitage in den Tagen der Blockade“, denn Miljutina gehörte zu der Gruppe von Künstlern, die beauftragt worden waren, die durch Artilleriebeschuss und Bombardierungen verursachten Schäden festzuhalten. Das Bild „Schwarze Vase und herabgefallene Rahmen“ ist eine Arbeit aus dieser Reihe.
Im Jahr 1942 nahm Miljutina an der Vorbereitung des „Leningrader Albums“ (unter Leitung der Künstlerin A.P. Ostroumowa-Lebedjewa) teil. Dieses Album sollte ein Zeichen der Dankbarkeit für ein Album sein, das Frauen aus Schottland angefertigt hatten. Miljutina erhielt den Auftrag zur allgemeinen Ausgestaltung dieses Albums. Die Arbeiten der Künstlerin erstaunen durch den Realismus und die Tragik der Geschehnisse.