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Eine Blockadekünstlerin: Jelena Martilla

Eine Blockadekünstlerin: Jelena Martilla

Jelena Oskarowna Martilla wurde 1923 in Petrograd geboren. Ihr Vater stammte aus der Stadt Kotka (Finnland). Das Talent der Künstlerin zeigte sich schon früh, als sie gerade fünf Jahre alt war. Wenig später nahm sie am Ersten Talentwettbewerb der UdSSR teil und wurde anschließend in die Kunstschule an der Allrussischen Akademie der Künste aufgenommen.

Als der Krieg begann, war die junge Frau 18 Jahre alt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie nicht an die Front berufen werden. Dafür half sie als Krankenschwester im Hospital und arbeitete als Freiwillige beim Roten Kreuz.

Daneben studierte sie an der Leningrader Serow-Kunstschule (heute die Sankt Petersburger N.-K.-Rerich-Kunstschule).

Zu jener Zeit war Jan Konstantinowitsch Schablowski der Direktor der Schule. Er scharte die talentiertesten jungen Künstler/-innen und Kunstvertreter/-innen um sich. Die Schule setzte ihre Arbeit auch während der Blockade fort und konnte sogar noch neue Schüler/-innen gewinnen, darunter auch Jelena Martilla.

Im Winter 1941/42 erschien die erste Skizzenserie der Künstlerin: die “Szenen einer Chronik” der belagerten Stadt. Sie zeichnete gewöhnliche Menschen: in den Straßen und Wohnungen, Passanten, erschöpft und ausgezehrt von Hunger und Kälte. Martilla arbeitete im Krupskaja-Kinderkrankenhaus, weshalb die Zeichnungen unverwechselbare Handlungstypen zeigten. Ihre Werke zeigen ebenso wie die Erinnerungen im “Blockadebuch” das Leben der Stadt und der einfachen Menschen auf die Weise, wie sie in jener schwersten Zeit der Blockade waren.

Im April 1942 wurde die Künstlerin gemeinsam mit ihrer Mutter in die Republik Mordowien evakuiert. Hier unterrichtete sie, arbeitete in der Kolchose und half ihrer Mutter, die an den Folgen einer Verletzung litt.

Jelena Martilla kehrte 1943 nach Leningrad zurück, noch bevor die Stadt endgültig von der Blockade befreit wurde.

Im Jahr 1948 schloss sie die Serow-Schule ab.

Die Nachkriegsperiode war bedeutsam für ihr Schaffen, denn zu eben jener Zeit arbeitete Martilla als Formgestalterin, inszenierte Theaterstücke, lehrte an der Kunstschule und leitete künstlerische Arbeitsgemeinschaften. Zu den bekanntesten, nicht mit der Blockade verbundenen Reihen Martillas gehören die Gravuren nach den Motiven von M.A. Bulgakows Roman “Der Meister und Margarita”.

Die Blockade hinterließ einen tiefen Abdruck im Leben der jungen Künstlerin, weshalb dieses Thema im Schaffen Jelena Martillas wieder und wieder auftaucht. Sie arbeitete mit der Technik der Gravur auf Karton, einer Vereinigung von Malerei und Grafik. Das Werk “Der Student”, das mithilfe dieser Technik angefertigt wurde, wird im “Russischen Museum” aufbewahrt.

Ab dem Jahr 1996 lebte die Künstlerin nicht nur in Russland, sondern auch in Finnland, wo sich ihre Kunstwerkstatt befand. Ihre Arbeiten wurden in der ganzen Welt ausgestellt. So fand beispielsweise von Januar bis März 2017 im Darwin College in Cambridge unter dem Titel “Kunst und Überleben im belagerten Leningrad” eine Ausstellung der Werke Jelena Martillas statt. In der Ausstellung wurde 15 Lithografien und Gravuren gezeigt.

Eine der bekanntesten Arbeiten der Künstlerin – die “Leningrader Madonna” – werdet ihr in unserem Kurzfilm zu den Blockadedenkmälern bestaunen können.


Quellen:

“Märtyrer der Leningrader Blockade: Jelena Martilla und Swetlana Magajewa”. Glaubensfibel 2020.

http://avangard.rosbalt.ru/review/elena-marttila-istoriya-blokadnogo-hudozhnika/

https://afisha.london/event/iskusstvo-blokadnogo-leningrada/

http://www.rerihspbhu.ru/istoricheskaya-spravka