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Das Theater der musikalischen Komödie

Das Theater der musikalischen Komödie

Heute hält das Repertoir des „Theaters der musikalischen Komödie“ in der Italjanskaja-Straße im Zentrum von Sankt Petersburg für seine Zuschauer eindrucksvolle und bekannte Stücke bereit: „Der Graf von Monte Christo“, „Silva“, „My Fair Lady“, „Mister X“ und viele andere.

Im Jahr 2021 wurde zum 77. Jahrestag der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade in einem der Theatersäle eine Dauerausstellung eröffnet, die über das Leben des Theaters in der Blockadezeit berichtet. Seine Truppe war die einzige, die vom Beginn bis zum Ende der Blockade ohne Unterbrechung weiterarbeitete.

Ende Januar 1942, im schwersten Blockadewinter, gab es im Theater keinen Strom. Deshalb wurden die Vorführungen bis Anfang März pausiert, nicht aber die Arbeit der Truppe, die weiterhin probte und an der Front sowie in Hospitälern auftrat.

Im Repertoire der damaligen Zeit finden sich sowohl klassische Operetten als auch Stücke über den Krieg, Konzerte für Armee und Flotte sowie eine Neujahrsfeier für Schulkinder.
Nach dem ersten Blockadewinter bestand die Truppe des Theaters aus 291 Schauspielerinnen und Schauspielern. Die Bedingungen, unter denen sie auftraten, erforderten ungeheure Anstrengungen: Im Saal herrschten oft Minustemperaturen, die Schauspieler mussten die Schminke durch ihren Atem erwärmen und aufgrund der Luftangriffe wurden die Vorführungen häufig unterbrochen, weshalb sie sich in die Länge zogen.
Ungeachtet der Mühen nahm das Theater während der Blockade nicht nur einige Stücke aus seinem frühen Repertoire wieder auf, sondern führte auch 15 Premieren durch.

Am 18. Juni 1942 fand die Premiere der ersten Kriegsoperette des Landes („Geschichten aus dem Wald“) statt. Im Zentrum der Handlung steht eine Erzählung über sowjetische Aufklärer. Es war ein Stück über aktuelle Ereignisse, weshalb es bei den Zuschauern, die zur Premiere kamen, auf große Resonanz traf.
Die Zeitung „Leningradskaja Prawda“ schrieb am 14. Juli 1942: „Die Geschichte der Operette ‚Geschichten aus dem Waldʻ, die erfolgreich im Theater der Musikkomödie läuft, ist bemerkenswert. Dieses Stück wurde unter schwierigen Umständen und in sehr kurzer Zeit einstudiert. Das Theater erhielt keine fertigen Lieder: Das Libretto der Operette entstand im Kollektiv des Theaters. In die Direktion kam kein Komponist mit fertiger Partitur – auch die Musik schrieben sie selbst. Aber der harte Kurs zur Bildung der sowjetischen Operette, welchen die Leitung des Theaters einschlug, hat sich als vollkommen richtig erwiesen. Durch die Beharrlichkeit des Kollektivs wurden alle Schwierigkeiten überwunden: Das Stück wurde geschaffen, es lebt und erfreut die Zuschauer.“

Etwas später wurde ein weiteres neues Stück geschaffen: „Weit dehnte sich das Meer“. Die Premiere fand am 7. November 1942 statt. Die Idee zum Stück hat ihren Ursprung in einem gleichnamigen volkstümlichen Lied der Flotte. Eines der Marine-Werke stellte die Dekorationen bereit, die Kostüme kamen aus der Basis der Baltischen Flotte.
Beide Stücke wurden nicht nur in Leningrad aufgeführt, sondern auch außerhalb davon, z.B. in Moskau und im Ural.

Am Tag der Aufhebung der Blockade wurde im Theater die Operette „Der Vogelhändler“ gespielt. Die Künstler verkündeten den Zuschauern von der Bühne herab die Nachricht von der endgültigen Aufhebung der Blockade. Auf der Website des Theaters sind Erinnerungen von Zeitzeugen an diese Aufführung veröffentlicht.

Heute ist die Ausstellung „Theater der musikalischen Komödie“ im Orechow-Foyer für alle Gäste zugänglich. Unter den Exponaten sind nicht nur Aushänge, Aufzeichnungen von Erinnerungen, Fotografien der Schauspieler und Auszeichnungen, sondern auch das wiederhergerichtete Interieur der Maske aus der Blockadezeit sowie die Kostüme, in denen die Schauspieler auftraten.

In Erinnerung an die Leistungen des Theaters wurde vor dem Eingang zum Zuschauersaal eine Gedenktafel angebracht.


Quellen:
Offizielle Website des Theaters
Blockade-Repertoire auf der Website des Theaters
Artikel über das Theater zu Blockadezeiten auf der Website des Theaters
Informationen über die Ausstellung auf der Website des Theaters