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Anna Ostroumowa-Lebedjewa

Anna Ostroumowa-Lebedjewa

Heute setzen wir unsere Reihe über Künstler im belagerten Leningrad fort: In diesem Artikel berichten wir über Anna Petrowna Ostroumowa-Lebedjewa.

Ostroumowa-Lebedjewa war gebürtige Petersburgerin bzw. Leningraderin. Sie erblickte im Jahr 1871 das Licht der Welt und beschäftigte sich schon seit ihrer Kindheit mit Malerei: Sie besuchte Kurse an der Baron-von-Stieglitz-Lehranstalt für technisches Zeichnen und schrieb sich anschließend an der Kaiserlichen Akademie der Künste ein. Später studierte sie in der Werkstatt von I.J. Repin und in Paris. Nach einer akademischen Schülerausstellung durfte sie sich ab dem Jahr 1900 offiziell als Künstlerin bezeichnen. Im Jahr 1920 wurde Ostroumowa-Lebedjewa Professorin am Institut für Fotografie und Fototechnik.

Anna Petrowna war eine von wenigen Frauen, die in den Kreis der Künstlervereinigung „Die Welt der Kunst“ aufgenommen wurde. Zu den bekanntesten Gründern dieses Kreises gehören der Theater- und Kunstschaffende S.P. Djagilew sowie der Künstler A.N. Benois. Auch I.J. Bilibin, über den wir bereits in einem früheren Artikel berichtet haben, war Mitglied dieser Vereinigung.
Die Gemeinschaft hatte folgende Prinzipien: die Bildung und Erschaffung eines einzigartigen Stils, das Prinzip der künstlerischen Freiheit, die Lobpreisung der „reinen Kunst“, Historismus usw. Von diesen Prinzipien ließ sich auch Ostroumowa-Lebedjewa leiten.

Die Hauptrichtungen ihres künstlerischen Schaffens waren Aquarell, Litografie und die vergessene Kunst der Xylografie, der farbigen Gravur. Dank Ostroumowa-Lebedjewa wurde diese Kunstart wiedergeboren. Das zentrale Thema in Anna Petrownas Werken war ihre Heimatstadt mit ihren architektonischen Meisterstücken, Parks und Denkmälern. Leningrad war für sie Inspiration und Quelle ihres Schaffens.

Über viele Jahre hinweg führte Ostroumowa-Lebedjewa Tagebuch. Berühmt sind ihre „Autobiografischen Notizen“, die mehrfach neu aufgelegt wurden. In ihren Tagebüchern schrieb Anna Petrowna über ihre Studienzeit an der Akademie der Künste, ihre Auslandsreisen und ihre Bekanntschaft mit berühmten Kultur- und Kunstschaffenden; daneben äußerte sie ihre Meinung und ihre Ideen zu den Werken ihrer Zeitgenossen.

Als die Blockade begann, war die Künstlerin schon nicht mehr die Jüngste. Sie notierte, dass man ihr vorgeschlagen hatte, sich evakuieren zu lassen, doch sie wollte ihre Kunst – ihre Materialien, Werkzeuge und Manuskripte – nicht aufgeben. Deshalb entschloss sie sich zum Bleiben, arbeitete weiter und führte Tagebuch, obwohl das ohne Heizung und elektrisches Licht nur schwer von der Hand ging.

Zu den Kunstwerken, die während dieser Zeit entstanden, gehören auch Postkarten mit Ansichten von Leningrad. Darauf sind weder die Zerstörungen noch der grausame Alltag der Blockade zu sehen. Die Leningrader schickten der Künstlerin dankbare Briefe, denn auf den Postkarten sah die Stadt aus wie früher – schön und erhaben.

Unter der Leitung Ostroumowa-Lebedjewas gestalteten die städtischen Künstler das „Leningrader Album“. Es war ein Zeichen der Dankbarkeit und gleichzeitig die Antwort auf ein Album, das Frauen aus Schottland geschickt hatten, nachdem sie vom Leid der belagerten Leningrader erfahren hatten. Dafür fertigte Anna Petrowna zwölf Gravuren und vier Lithografien an. Heute befindet sich das originale Album in der Nationalbibliothek der Stadt Glasgow.

Auf der Website des Virtuellen Russischen Museums ist Ostroumowa-Lebedjewas Werk „Salut“ ausgestellt. Es zeigt den feierlichen Salut am 27. Januar 1944, der zu Ehren der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade abgegeben wurde. Die Künstlerin schrieb dazu in ihren „Autobiografischen Notizen“ folgendes:

Ich bin glücklich, dass ich Zeugin dieses heldenhaften, siegreichen Kampfes und des Sieges unseres großen Volkes wurde – groß in seiner Geduld, seiner Weisheit und seinem Heldenmut.


Quellen:

Film „Stunde der Tapferkeit“ („Lennautschfilm“-Studio, 1985) auf der Website des Staatlichen Museums für städtischen Bildhauerkunst

Artikel über das handschriftliche Erbe Ostroumowa-Lebedjewas auf der Website der Russischen Nationalbibliothek

Artikel über Ostroumowa-Lebedjewa auf der Website der Zeitung „Kultura“

Artikel über Ostroumowa-Lebedjewa auf der Website des „Schriftstellerladens“