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Kobona und die Straße des Lebens

Kobona und die Straße des Lebens

In unseren Texten ist häufig die Rede von einem Dorf namens Kobona. Im heutigen Artikel berichten wir, warum dieser Ort einen Besuch wert ist.

Kobona ist ein Dorf im Kirowsk-Bezirk der Oblast Leningrad. Die ersten Erwähnungen dieses Ortes gehen ins 16. Jahrhundert zurück, doch Forscher meinen, dass seine Geschichte sogar noch früher begann. Dank dem Alten-Ladoga-Kanal, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als sicherer Wasserweg am Ladogasee gebaut wurde, erlangte das Dorf einige Berühmtheit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Kanal zu seicht und es begannen die Arbeiten zum Bau des Neuen-Ladoga-Kanals, der näher am Ufer des Sees liegt, jedoch schlechter schiffbar ist als sein Vorgänger.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde hier auf Initiative der örtlichen Bauern eine Fischereigenossenschaft organisiert.

Besondere Bedeutung gewann Kobona während der Blockadezeit, denn durch das Dorf verlief die „Straße des Lebens“. Die Lastkähne fuhren vom Hafen Kobona zum Hafen Ossinowjez. Dies war die sogenannte Kleine Trasse der Straße des Lebens, die etwa 35 Kilometer lang war. Daneben gab es noch die 125 Kilometer lange Große Trasse vom Hafen Nowaja Ladoga. Die erste Kolonne aus sechzig Autos machte sich am 23. November 1941 von Kobona aus über das Eis des Ladoga auf den Weg. Im Sommer wurde der Hafen Kobona-Karedschi eingerichtet sowie eine temporäre Eisenbahnstrecke angelegt.

Mehrere Denkmäler in Kobona erinnern an die Straße des Lebens:

  • Die Stele „Kobona“ wurde im Jahr 1964 errichtet. Darauf findet sich folgende Inschrift: „Durch Kobona führte die Straße des Lebens. Sie durchbrach die faschistische Blockade und verband das Herz Leningrads mit seiner Heimat, dem sowjetischen Vaterland. 1941-1943“;

  • Die „Polutorka“. Über diese Automobile vom Typ GAZ-AA haben wir bereits in einem früheren Artikel berichtet. Am Seeufer in Kobona steht eines der Denkmäler für die Anderthalbtonner. Das Auto wurde am 6. März 2014 vom Grund des Ladogasees geborgen. Die Bergungsarbeiten leitete S.W. Markow, Verwalter des Museums von Kobona und Chef der Unterwasser-Suchbrigade.

  • In Kobona befindet sich zudem das Museum „Kobona: Straße des Lebens“. Es entstand 1988 im Gebäude der ehemaligen Mittelschule. Vor dem Museum steht ein Denkmal für den Dichter Alexander Prokofjew, einen Sohn des Dorfes Kobona. Das Museum gehört zum musealen Schutzgebiet „Der Durchbruch der Leningrader Blockade“, über das wir im letzten Artikel berichtet haben. Im Museum gibt es mehrere Säle: eine Ausstellung zur Geschichte der Blockade sowie der Straße des Lebens anhand von einzigartigen Archivmaterialien (Karten, Schemata, Blaupausen, Fotografien) inkl. Filmvorführung; ein „Blockadezimmer“; einen Saal, der dem Leben und Schaffen des Dichters Alexander Prokofjew gewidmet ist, und schließlich ein Klassenzimmer aus den 1950er/60er Jahren sowie einen Bericht über das Dorf Kobona von seiner Gründung bis heute.

Einen besonderen Stellenwert hat die Nikolaus-von-Myra-Kirche. Sie wurde 1861 erbaut und diente während des Krieges als temporäre Unterkunft für die evakuierten Leningrader. Dort konnten sie sich aufwärmen und etwas essen. Manchmal wurden hier auch Konzerte gegeben. Es war ein Ort der Erholung vor dem weiten Weg in entfernt gelegene Teile des Landes. Die Kirche ist kein gewöhnliches Gotteshaus, sonder zugleich ein Leuchtturm. Beim Bau wurden in das Kreuz auf dem Glockenturm Kristallkugeln eingelassen, die in der Sonne hell leuchteten und den Fischern den Weg zeigten.

Am 8. September 2020 wurde in Kobona das Denkmal „Für den unbekannten Fahrer“ eröffnet: die Figur eines kleinen Kindes, eingehüllt in ein Umschlagtuch, schaut durch eine Silhouette in Form eines Lastwagens. Das Denkmal erinnert an die Fahrer, die auf der Straße des Lebens ihre Pflicht erfüllten. Auf der danebenstehenden Stele findet sich ein Gedicht des bekannten Petersburger Dichters und Barden Alexander Gorodnizki. Es basiert auf den Kindheitserinnerungen des Dichters, der im April 1942 über die Straße des Lebens evakuiert wurde. Einer der Initiatoren des Denkmals war Nikita Wladimirowitsch Blagowo, Direktor des Museums für die Geschichte der Karl-May-Schule und Gast der Programme im Projekt „Humanitäre Geste“.

In der Online-Bibliothek auf unserer Website erschien kürzlich ein Text der Petersburger Fremdenführerin Ksenia Werchosina, in dem sie über einen Ausflug nach Kobona schreibt: Neben einem Bericht über die Ausstellung des Museums sowie die Umgebung enthält der Text Fotos vom Ausflug. Wir wünschen eine angenehme Lektüre!


Quellen:

Offizielle Website des Museums „Kobona: Straße des Lebens“

Die Geschichte Kobonas auf der Website des Naherholungsgebietes

Zeitungsartikel über die Einweihung des neuen Denkmals