Exkursionen in der AIK: auf den Spuren von Neurophysiologie und Orientalistik

Ein fester Bestandteil unserer „Akademie für Inspiration und Kreativität“ (AIK) sind Exkursionen zur Geschichte der Blockade bzw. zu Lebenswegen bekannter Persönlichkeiten, die die Blockade überlebten. In dieser Saison gab es gleich mehrere solcher Exkursionen: Im heutigen Artikel berichten wir über zwei davon.
Am 16.11.2024 begaben sich die Mitglieder der AIK auf die Spuren der Wissenschaftlerin und Neurophysiologin Natalja Petrowna Bechterewa (1924-2008). Sie war die Enkeltochter des berühmten russischen Neurologen und Psychiaters Wladimir Bechterew. Natalja Petrownas Eltern wurden 1937/38 im Zuge der Repressionen verhaftet, weshalb sie und ihre Geschwister in ein Kinderheim kamen. Zu Beginn der Blockade lebte Bechterewa noch immer im Kinderheim, was ihr Schicksal für die AIK-Mitglieder aus der Organisation „Waisenhauskinder des belagerten Leningrad“ besonders interessant macht. Sie verbrachte den Blockadewinter 1941/42 im belagerten Leningrad und wurde 1942 in die Oblast Jaroslawl und später nach Iwanowo evakuiert. Nach dem Ende der Blockade kehrte Bechterewa zum Studium nach Leningrad zurück und wurde zu einer der führenden Wissenschaftlerinnen auf ihrem Gebiet. Im Rahmen der Exkursion besuchten die Mitglieder der AIK unter anderem das N.-P.-Bechterewa-Institut für das menschliche Gehirn, wo 2024 zu Ehren des 100. Geburtstags der Wissenschaftlerin ein neues Denkmal eingeweiht wurde.
Gleich am nächsten Tag, dem 17.11.2024, ging es um einen weiteren prominenten Wissenschaftler: den Archäologen und Orientalisten Boris Borissowitsch Piotrowski (1908-1990). Den meisten Petersburgern ist Piotrowski vor allem deshalb ein Begriff, weil er von 1964 bis zu seinem Tod 1990 Direktor der Eremitage war: Seit 1931 war er dort angestellt und forschte hauptsächlich zum Urartäischen Reich1. Auch er überlebte den Blockadewinter 1941/42 und wurde dann nach Jerewan (Armenien) evakuiert. Dank Piotrowskis Memoiren wissen wir, wie die Eremitage und ihre Mitarbeiter trotz Krieg und Blockade ihre Arbeit fortsetzten. Piotrowski selbst schrieb in dieser Zeit an seiner Habilitation („Die Geschichte und Kultur von Urartu“), die im Jahr 1944 veröffentlicht wurde. Die AIK-Teilnehmer besuchten im Laufe der Exkursion nicht nur Piotrowskis Wirkungsstätte, die Eremitage, sondern auch die sog. „Zwölf Kollegien“, das Hauptgebäude der Staatlichen Universität Sankt Petersburg.
In einem unserer früheren Artikel haben wir bereits über das Schicksal der Eremitage während der Blockade berichtet – den Text findet ihr hier.
Mehr über die Aktivitäten der „Akademie für Inspiration und Kreativität“ erfahrt ihr in der Rubrik „Zeitzeugen“ in unserem Blog.
1 Altorientialisches Reich in Kleinasien.