Uliza Bolschaja Konjuschennaja 11
191186 Sankt Petersburg,
Russland
ekultur@drb-ja.com
+7 812 570 40 96

Der Anitschkow-Palast während der Blockade

Der Anitschkow-Palast während der Blockade

Der Anitschkow-Palast ist eines der ältesten Gebäude Sankt Petersburgs und der erste Palast am Newski Prospekt. Seit dem Baubeginn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wechselte der Palast mehrfach den Architekten und die Besitzer. Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts diente er als Residenz für die Mitglieder der kaiserlichen Familie.

Im Jahr 1937 wurde in dem Gebäude der Palast der Pioniere eröffnet: Es war der größte in der Sowjetunion. Auch heute ist dies ein Ort der Kreativität und der Bildung für die jungen Einwohner der Stadt.
Im Artikel berichten wir, wie der Palast die Zeit der Blockade überdauerte.

Im Herbst 1941 stellte er seinen Betrieb als Palast der Kreativität ein. Es begann die Evakuierung der Leningrader Kinder; die Pädagogen ihrerseits gingen an die Front.
Von November 1941 bis April 1942 war hier ein Lazarett für die Zivilbevölkerung untergebracht.
Nach dem schweren Blockadewinter war klar geworden, dass die Räumlichkeiten für ein Lazarett nicht geeignet sind, weshalb der Palast im Frühjahr wieder seine Türen für die Leningrader Kinder öffnete. Die Lehrer gingen von Haus zu Haus und luden sie zu den Unterrichtsstunden ein.
Obwohl die Kinder geschwächt und abgezehrt waren, wollten sie doch am Unterricht teilnehmen. Im Mai 1942 lief der Betrieb des Palasts langsam wieder an, im Sommer 1942 fand ein Abschlussball statt. Es war eine besondere Veranstaltung: Man gab die Zeugnisse für die Zehntklässler aus, welche die Schule im belagerten Leningrad abgeschlossen hatten. Jeder Absolvent erhielt zu Ehren dieses Ereignisses einen Shakespeare-Band. Einer davon wird im Museum der Geschichte des Palasts aufbewahrt – als wertvolle Reliquie sowie als Erinnerung an jene Zeit.

Im Jahr 1943 kehrte der Betrieb vollständig in den Palast zurück: Die jungen Leningrader konnten an einer Neujahrsfeier teilnehmen. Es wurden Arbeitsgemeinschaften eröffnet und Olympiaden sowie Wettbewerbe durchgeführt. Im Sommer 1943 wurde für die Kinder ein Treffen mit Soldaten der Wolchower und der Leningrader Front organisiert.

Die Pferdeskulpturen der Anitschkow-Brücke hielt man von Oktober 1941 bis Juni 1945 im Garten des Palasts versteckt und bewahrte sie damit vor der Zerstörung.

Die Bibliothek auf dem Gelände des Palasts war die gesamte Blockadezeit über geöffnet. Wie der Bibliotheksbetrieb während der Belagerung organisiert war, erfahrt ihr in unserem Artikel „Bibliotheken in der Blockadezeit“.

Mit dem Schicksal des Anitschkow-Palasts ist auch die Geschichte des Ensembles von Arkadi Jefimowitsch Obrant verbunden, zu dem die Zöglinge des Palasts gehörten. Im Frühjahr 1942 gaben sie ihr erstes Konzert vor Soldaten. Während des Krieges trat das Ensemble mit insgesamt 3000 Konzerten auf, worüber wir in einem unserer nächsten Artikel berichten werden.


Quellen:

Website des „Palasts der jugendlichen Kreativität“

Artikel über den Anitschkow-Palast auf der Website „Spaziergänge durch Petersburg“