Neue Publikationen in der Online-Bibliothek
Unsere Online-Bibliothek ist um einige neue Publikationen reicher geworden – heute stellen wir diese vor.
Texte aus dem Sammelband „Weiße Flamme des grauen Haars“
Wir haben vier Texte aus dem Band „Weiße Flamme des grauen Haars: Gesammelte Erinnerungen von Blockadekindern deutscher Herkunft“ übersetzt. Der erste Text („Ein paar Worte über den Krieg“) stammt von der damals zwölfjährigen Lidia Baskina (geb. Ewaldt). Es sind die Erinnerungen eines Mädchens an das Leben in der belagerten Stadt, an ihre Familie, die Unterrichtsstunden in der Musikschule und einen Theaterbesuch. Die Vielzahl dieser Momente ergibt, ähnlich wie die Steine eines Mosaiks, letztlich ein Gesamtbild.
Beim zweiten Text handelt es sich um Erna Lasarenkos (geb. Bohn) „Erinnerungen an einige Tage, die ich während der Leningrader Blockade erlebte“. Diese schweren Erinnerungen an die Lage in der Stadt und den Hunger enden mit einer berührenden Botschaft:
Im Jahr 1972 brachte mir der Nachbar aus der zweiten Etage einen silbernen Esslöffel. Darauf war eingraviert: „danke, 1942-1972“. Ich fragte, womit ich das verdient habe. Er sagte, während der Blockadezeit habe er einen Teekessel mit Wasser aus der Newa geholt, aber schon nicht mehr die Kraft gehabt, in die zweite Etage hinaufzusteigen – da hätte ich den Teekessel bis zu seiner Wohnung getragen. Ich war sehr gerührt: weniger des Geschenkes wegen, sondern aufgrund der Erinnerung an mich. Und da kehrte ich in meinen Erinnerungen noch einmal zu jenen schweren Tagen zurück.
Anna Sokolowskajas Text „Ich möchte mich ‚per Duʻ mit der Straßenbahn unterhalten“ berichtet über die Rolle dieses Verkehrsmittels in Leningrad, genauer gesagt, über dessen Geschichte während der Blockade.
Der vierte und letzte Text („Wir gingen in Leningrad zur Schule“) ist das Tagebuch der Leningrader Schülerin Jewgenija Schawrowa. Darin finden wir Erinnerungen an Schulalltag und Klassenkameraden sowie das Leben der Stadt und des Landes in den Jahren von 1941 bis 1945.
M.G. Gargyants: „Das Verwaltungssystem von theatralischen und musikalischen Einrichtungen im belagerten Leningrad (Juni 1941 – Januar 1942)“
Dieser Artikel stammt aus der Feder von Maria Georgievna Gargyants, einer Absolventin des Freiwilligenprogramms der „Humanitären Geste“. Als der Artikel entstand, war sie Junior Researcher am St. Petersburger Institut für Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften. Die russische Originalversion erschien 2022 in der Zeitschrift „Historischer Kurier“. In ihrer Arbeit präsentiert Gargyants Informationen über den Betrieb der Kultureinrichtungen in der belagerten Stadt, die Besucherquoten, die Eintrittspreise, die Veranstaltungen, die von den Leningradern besucht werden konnten, sowie die Veranstaltungsorte.
Tagebücher von der Website des Projekts „Proschito“
Schon bald werden in der Online-Bibliothek zwei übersetzte Tagebücher aus der Sammlung des Projekts „Proschito“ zu finden sein. Das erste stammt von N.A. Filippow, der im Projektbüro des Obuchow-Werks (auch bekannt als „Bolschewik-Werk“) arbeitete. Eine interessante Besonderheit des Tagebuchs besteht darin, dass Filippow neben seinen Erinnerungen und Gedanken zu Beginn jedes neuen Eintrags auch den Wochentag, die Lufttemperatur sowie eine kurze Beschreibung des Wetters notierte.
Der Autor des zweiten Tagebuchs ist A. Naumow. Über seine Person ist nur ganz wenig bekannt, denn das Tagebuch enthält weder seinen vollständigen Namen noch irgendwelche anderen genauen Angaben. Aus den Einträgen lässt sich schließen, dass er eine Frau und eine erwachsene Tochter hatte. Letztere hatte bereits eine eigene Familie. Naumow verfasste von Januar bis April 1942 jeden Tag einen Eintrag.