Uliza Bolschaja Konjuschennaja 11
191186 Sankt Petersburg,
Russland
ekultur@drb-ja.com
+7 812 570 40 96

Nina Wassiljewna Sokolowa: die erste Taucherin der UdSSR

Nina Wassiljewna Sokolowa: die erste Taucherin der UdSSR

Die erste Taucherin in der Geschichte, Oberst der Pioniertruppen der Marine der UdSSR – all das trifft auf Nina Wassiljewna Sokolowa zu. Unser heutiger Bericht dreht sich um die Geschichte einer wahren Heldin.

Nina Wassiljewna wurde 1912 in der Stadt Tscherepowez (Oblast Wologda) geboren. Vor dem Krieg besuchte sie das Leningrader Institut für Schifffahrtsingenieure und machte ihren Abschluss als Wasserbauingenieurin.

Im Jahr 1936 wurde sie der EPRON (Expedition für Unterwasserarbeiten besonderer Bedeutung1) zugeteilt und begab sich zu ihrem ersten Auftrag nach Sotschi. Dort sollte sie den Tauchtrupp für technische Unterwasserarbeiten beim Hafenbau leiten. Doch die Leitung eines Prozesses ohne persönliche Kontrolle entsprach nicht Nina Wassiljewnas Charakter. Sie begab sich selbst unter Wasser, womit sie sich den Unmut ihrer Vorgesetzten zuzog, denn sie hatte keine spezielle Zulassung.
Einige Zeit später besuchte sie mit Genehmigung von Michail Kalinin, dem Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, spezielle Kurse und erhielt eine Erlaubnis für Tauchgänge in bis zu zehn Metern Tiefe.
Ihre Körpergröße von 157 cm war zu gering für die gewöhnlichen Taucheranzüge, die für Männer hergestellt wurden. Deshalb wurde für die junge Frau ein eigener Anzug angefertigt, der allerdings noch immer sehr viel mehr wog als seine Trägerin.

Nach Sotschi arbeitete Nina Sokolowa sowohl an den Ufern Sachalins als auch in der Barentssee. Zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges war sie beim Rettungsdienst der Baltischen Rotbannerflotte tätig.
Zu den Aufgaben ihrer Abteilung gehörten die Wiederherstellung der Unterwasserkommunikation nach Luftangriffen sowie die Bergung versunkener Waffen, Lebensmittel (wie etwa Getreide), technischer Ausrüstungsgegenstände u.a.

Die Armeetaucher wurden im Ladogasee und seit ihrer Inbetriebnahme auch auf der „Straße des Lebens“ eingesetzt.
Im Herbst 1941 begannen sie mit der Verlegung einer Telefonleitung am Grund des Sees, um die Verbindung mit Moskau aufrechtzuerhalten.

Nina Wassiljewna kam auf die Idee, in den Tiefen des Ladoga eine Rohrleitung zu bauen, über die Kraftstoff in das belagerte Leningrad geliefert werden könnte. Die Idee gefiel ihren Vorgesetzten und so begann man im Frühjahr 1942 mit den Arbeiten. Sie fanden unter strengster Geheimhaltung statt, und zwar nachts und bei schlechtem Wetter, denn die Frontlinie war nahe. Der Bau wurde in weniger als fünfzig Tagen abgeschlossen. Für diese Arbeit erhielt Nina Sokolowa ihren ersten Orden des Roten Sterns.
Der nächste wichtige Schritt für die Taucher war die Verlegung eines Stromkabels über den Grund des Ladoga. In der Online-Bibliothek der „Humanitären Geste“ gibt es ein Video über die Organisation dieser Arbeiten.

Nach dem Krieg gehörte es zu den Aufgaben der EPRON, die Gewässer zu entminen und Brücken, Häfen sowie Anlegestellen wiederaufzubauen. Auch Nina Wassiljewna nahm an dieser Arbeit teil.
Sie wurde zu Recht als Legende der EPRON bezeichnet: Insgesamt verbrachte sie über 600 Stunden unter Wasser.

Nina Wassiljewna ging 1958 in den Ruhestand, arbeitete aber weiterhin als Ingenieurin und Dozentin für Hydraulik sowie Hydrodynamik an der Frunse-Marinehochschule.

Ihre Kollegen beschrieben Nina Wassiljewna als verantwortungsbewusste und gerechte Person, die für ihre Arbeit brannte.
Für ihre aufopfernden Leistungen erhielt sie folgende Auszeichnungen: zwei Orden des Roten Sterns, den Orden des Vaterländischen Krieges der II. Klasse, Medaillen sowie den Orden des „Ehrenzeichens“.
Nina Wassiljewnas Sokolowas Name steht im Goldenen Buch von Sankt Petersburg2.

Im Jahr 2020 fand im Dorf Koschkino im Wsewoloschskij-Bezirk die feierliche Einweihung eines Ehrenzimmers für Nina Sokolowa statt. In der Ausstellung werden Materialien präsentiert, die mit Nina Wassiljewna verbunden sind: Karten, Dokumente, ein Taucheranzug und technische Gegenstände aus der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges.

Das Projektteam der „Humanitären Geste“ veröffentlichte im Jahr 2021 einen Kurzfilm über die Rolle der Frauen während der Blockade.


1 Zu den Hauptaufgaben der EPRON gehörten die Bergung von Schiffen und U-Booten, die Verlegung von Kabeln und Leitungen unter Wasser, die Durchführung von Rettungsaktionen sowie andere Unterwasserarbeiten.

2 Das Goldene Buch von Sankt Petersburg ist ein Projekt zur Bewahrung der Erinnerung an die Menschen, die in der Geschichte der Stadt eine große Rolle spielten. Diese Listen stellen eine Art Denkmal für zukünftige Generationen dar.

Quellen:

Infotafel über Nina Wassiljewna Sokolowa im Museum „Straße des Lebens“

Artikel über Nina Sokolowa auf der Website des Petersburger Online-Journals „Petersburger Tagebuch“

Video über Nina Sokolowa auf dem Kanal „Online-Fernsehen des Museums des Sieges“ in Moskau