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Zeit der Begegnungen und Projektarbeit im Freiwilligenprogramm

Zeit der Begegnungen und Projektarbeit im Freiwilligenprogramm

Es ist schwer zu glauben, aber mittlerweile geht bereits unser zweites Freiwilligenprogramm im Online-Format zu Ende.

Wie alles begann? Zunächst mit dem Auswahlverfahren, in dessen Laufe die besten Kandidat/-innen zu Freiwilligen der “Humanitären Geste” wurden. In den ersten beiden Monaten setzten sie sich nicht nur intensiv mit der Geschichte der Leningrader Blockade und den Feinheiten der interkulturellen Kommunikation auseinander, sondern sprachen auch mit Blockadeüberlebenden und machten einzigartige Erfahrungen, indem sie an Diskussionen zum Thema des historischen Erinnerns teilnahmen. Genaueres zu den vergangenen Etappen des Programms lest ihr in unseren Artikeln der Kategorie “Freiwillige”.

Der dritte Monat des Freiwilligenprogramms ist traditionell der Arbeit an eigenen kreativen Projekten gewidmet. Diese ermöglichen es den Teilnehmenden, die gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen zu festigen und in kreativer Form zu verarbeiten. Dabei können sie das Projektformat völlig frei wählen, müssen aber die ihnen gesetzten Ziele berücksichtigen.

Alle Projekte müssen darauf ausgerichtet sein, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema Leningrader Blockade, eines der tragischsten Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, zu lenken. Sie sollen über das Leben in der belagerten Stadt berichten und nach Möglichkeit auf den Erinnerungen von Zeitzeugen basieren. Es ist wichtig, ein Format zu wählen, das es ermöglicht, junge Menschen auf die Bedeutsamkeit des interkulturellen und generationsübergreifenden Dialogs, der Diplomatie und der Erinnerungskultur hinzuweisen.

Anfang Mai bildeten die Freiwilligen ihre Projektgruppen. In der ersten Woche des letzten Frühlingsmonats sollten die Teilnehmenden ihre Projektideen entwickeln und vorstellen. Diesmal sind fünf Gruppen entstanden, die sich vorgenommen haben, einen Dokumentarfilm, einen Podcast, eine Gedichtsammlung, eine Broschüre und ein Online-Quiz zu erstellen. Außerdem haben sich einige Teilnehmer/-innen dazu entschieden, an eigenen Artikeln für deutsche und russische Medien zu arbeiten.

Im Laufe des Monats arbeiteten die Freiwilligen selbstständig, wobei sie sich nur einmal pro Woche trafen, um Neuigkeiten auszutauschen und von ihren Fortschritten wie auch möglichen Schwierigkeiten zu berichten. Verschiedene Methoden der Reflexion und des Feedbacks erlaubten es, Ratschläge von den anderen Gruppen zu bekommen, und halfen somit dabei, die Projekte weiterzuentwickeln.

Einen großen Motivationsschub brachten die Präsenztreffen der Freiwilligen.

Vom 7. bis 9. Mai trafen sich die deutschen Teilnehmer/-innen in Nordhausen. In dieser Stadt in Nordthüringen am Fuße des Harzes befindet sich der Sitz unserer Partnerorganisation JugendSozialwerk Nordhausen, die das Programm auf deutscher Seite koordiniert. Den Teilnehmenden stand das gesamte Territorium des Jugendgästehauses am Bildungscampus Rothleimmühle zur Verfügung, sodass sie die Gästezimmer, die Caféteria und die Seminarräume bequem nutzen konnten.

Das Treffen der deutschen Freiwilligen in Nordhausen.
Das Treffen der deutschen Freiwilligen in Nordhausen.

Das Programm war prall gefüllt: Die Teilnehmenden konnten sich nicht nur endlich persönlich kennenlernen, sondern sich auch in die Arbeit an ihren Projekten vertiefen. Als Gast hatten wir Felix Roth von der KZ-Gedenkstätte Dora-Mittelbau eingeladen, der eine Diskussion über die Zukunft der Erinnerungskultur in Deutschland leitete. Dieses Gespräch über die Herausforderungen der heutigen Zeit half den Freiwilligen nach eigenen Angaben, die Ziele ihrer Projekttätigkeit noch konkreter zu formulieren. Zudem gab es ihnen einen zusätzlichen Anreiz, das bereits Begonnene fortzusetzen.

Um den innerhalb der zwei Monate entstandenen Teamgeist noch weiter zu festigen, widmeten die Freiwilligen den Samstagabend der gemeinsamen Zubereitung russischer Gerichte. Am Ende des Treffens bestätigten die Teilnehmenden übereinstimmend, dass sie ihre Mitfreiwilligen in dieser Zeit besser kennenlernen konnten.

Nach dem gemeinsam verbrachten Wochenende fuhren die deutschen Freiwilligen mit dem frohen Gefühl eines “realen Programms” nach Hause – bis dahin hatten sie sich ausschließlich online gesehen. Zudem nahmen sie aus Nordhausen neue Ideen und einen bedeutenden Motivationsschub mit.

Auch die Petersburger Freiwilligen konnten sich treffen: Anlass dafür war eine Exkursion zu den Schauplätzen der Schlacht um Leningrad. Einen genauen Bericht über diesen Ausflug haben wir bereits in unserem Blog veröffentlicht.

Die vom drb organisierte Exkursion “Der Durchbruch der Leningrader Blockade”: nach dem Besuch des Diorama-Museums “Der Durchbruch” in der Stadt Kirowsk.
Die vom drb organisierte Exkursion “Der Durchbruch der Leningrader Blockade”: nach dem Besuch des Diorama-Museums “Der Durchbruch” in der Stadt Kirowsk.

So verflog der Mai – voller neuer Eindrücke und kreativer Arbeit in den Projektgruppen. Die letzte Maiwoche sollte ein erstes Fazit zum Programm bringen. Am 27. Mai fand eine beeindruckende Präsentation der vorläufigen Projektergebnisse statt. Überraschend war nicht nur die Vielfalt der Ideen und Ansätze, sondern auch die professionelle Herangehensweise, die sich beispielsweise an der Aufnahmequalität von Film und Podcast zeigte.

Nach der Präsentation der Projekte gab es ein großes Reflexionstreffen, bei dem wir uns über unsere Eindrücke von dem gemeinsam zurückgelegten Weg austauschten.

Am letzten Tag des Programms, dem 31. Mai, fanden die letzten Sitzungen der Deutsch- und Russischkurse sowie ein “Abschlussabend” in Form einer Online-Party statt.

Nun stehen uns noch die Verleihung der Teilnahmezertifikate an die Petersburger Teilnehmer/-innen und die Vorstellung der fertigen Projekte bevor. Diese finden am 22. Juni im Rahmen des Online-Treffens “Память живет – Erinnerung lebt” statt, das dem 80. Jahrestag des Beginns des Großen Vaterländischen Krieges gewidmet ist. Im Rahmen dieses Online-Treffens werden wir der Opfer des Großen Vaterländischen Krieges gedenken, über die Zukunft der historischen Erinnerung im Rahmen der generationsübergreifenden Arbeit sprechen und die Ergebnisse des Freiwilligenprogramms zusammenfassen. Zu dieser Online-Veranstaltung laden wir all diejenigen ein, die uns in diesen drei Monaten unterstützt haben: Dozent/-innen, Überlebende der Belagerung von Leningrad, unsere Referent/-innen und Partner/-innen. Wir freuen uns darauf, unsere Entdeckungen mit euch zu teilen und gemeinsam darüber nachzudenken, wie die Zukunft der Erinnerungskultur aussehen wird. Wenn ihr daran teilnehmen möchtet, schreibt an praktikum@drb-ja.com.

Zu guter Letzt möchten wir noch einmal daran erinnern, dass ihr alle Neuigkeiten zum Freiwilligenprogramm auf unserem Instagram-Account erfahren könnt (und solltet) und dass wir über das Anmeldeformular auf unserer Website schon jetzt Bewerbungen für die nächste Runde im Herbst 2021 entgegennehmen.

Bis ganz bald!