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Die Sprache der Musik von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch

Die Sprache der Musik von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch

Trotz des Krieges und der Blockade lebte die Kultur in Leningrad: Theater waren geöffnet, der Rundfunk arbeitete, Zeitschriften wurden herausgegeben. Künstler, Schriftsteller und Komponisten setzten ihre Arbeit fort.

Heute berichten wir über den Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Er wurde am 25. September 1906 in Petersburg geboren. Sein Vater war Ingenieur, seine Mutter Pianistin. Sie gab dem Jungen die ersten Unterrichtsstunden und weckte seine Liebe zur Musik. Später begann er, Musikkurse zu besuchen. Seine Lehrer hoben die herausragenden Fähigkeiten des jungen Schostakowitsch hervor. Zu dieser Zeit entsteht sein Drang zum Komponieren.

Mit 13 Jahren wird er in die Klavierklasse des Petrograder Konservatoriums aufgenommen. Schostakowitschs Abschlussarbeit war die “Erste Sinfonie”. An dieser Sinfonie arbeitete er seit 1923, ihre Premiere war für den Mai 1926 angesetzt. Das Werk hatte einen geradezu schwindelerregenden Erfolg. Man fühlte darin einerseits eine ungewohnte Leichtigkeit, andererseits aber eine tiefe, philosophische Idee – und das, obwohl Schostakowitsch zum Zeitpunkt des Komponierens erst 20 Jahre alt war. Die Premiere fand im Großen Saal der Leningrader Philharmonie (heute die Sankt Petersburger Akademische Philharmonie D.D. Schostakowitsch) statt.

Einige Jahre später nahm der Komponist mit diesem Werk an einem Pianistenwettbewerb in Polen teil. Eines der Jurymitglieder war Bruno Walter, ein Dirigent und Pianist aus Deutschland. Er erbat die Partitur der Sinfonie. Nur ein Jahr später erklang sie bereits auf der Weltbühne.

Schostakowitschs schöpferisches Erbe umfasst 15 Sinfonien, 15 Streichquartette, drei Opern, drei Ballette, sechs Konzerte, eine Reihe von 24 Präludien und Fugen für Klavier, musikalische Reihen für Gedichte und vieles mehr. Eine der wichtigsten Richtungen seines Schaffens war das Komponieren von Filmmusik. Zunächst war er Illustrator für Stummfilme, später schrieb er die Musik für Tonfilme.

Im Jahr 1932 beendete Schostakowitsch die Arbeit an der Oper “Lady Macbeth von Mzensk” (nach einem Werk von Nikolai Leskow). Sie ist auch unter dem Namen “Katerina Ismailowa” bekannt. Vier Jahre später rezensierte die Zeitung “Prawda” die Oper in einem vernichtenden Artikel mit dem Titel “Wirrwarr statt Musik”. Dem Komponisten wurden überflüssiger Naturalismus sowie “Formalismus” vorgeworfen. Nach dem Erscheinen des Artikels wurde die Oper verboten und Schostakowitschs Werke verschwanden aus den Repertoiren der Theater und Konzertsäle.

Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Artikels fand die Premiere der “Sinfonie Nr. 5” statt. Sie wurde von der obersten Parteiführung positiv aufgenommen, sodass Schostakowitschs Name wiederhergestellt war. Die Sinfonie ist feierlich und expressiv. Sie gilt als erstes Werk der sowjetischen sinfonischen Klassik. Nach dem Erscheinen des Zeitungsartikels ließ Schostakowitsch das Genre Oper eine Zeit lang ruhen: Die Oper “Die Spieler” – nach einem Werk von Nikolai Wassiljewitsch Gogol – blieb daher unvollendet.

Ab 1937 unterrichtete Schostakowitsch am Leningrader Konservatorium. Bereits zwei Jahre später wurde er zum Professor ernannt.

In den ersten Monaten des Krieges war Schostakowitsch ein aktives Mitglied des Komponistenverbands der UdSSR, der sich unter anderem mit der Zusammenstellung von antifaschistischen Liedern beschäftigte. Schostakowitsch beteiligte sich zudem am Bau von Verteidigungsanlagen und war in der Bereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr. Damit konnte er auch die Arbeit im Redaktionskollegium der Leningrader Abteilung des Staatlichen Musikverlags vereinbaren.

An den Abenden schrieb er an einem seiner bekanntesten Werke: der Siebten (Leningrader) Sinfonie (darüber lest ihr in der nächsten Woche in unserem Blog). Diese Arbeit begann er im Sommer 1941 in Leningrad und beendete sie in der Stadt Kuibyschew (heute Samara), wohin er mit seiner Familie im Oktober 1941 evakuiert worden war. Auf Einladung des Direktors des Moskauer Konservatoriums zog er 1943 nach Moskau, wo er weiter als Lehrer tätig war. Während des Krieges arbeitete Schostakowitsch häufig beim Moskauer Radio.

Nach dem Krieg, im Jahr 1948, wurde Schostakowitsch ebenso wie einige andere Kunstschaffende erneut des “Formalismus” beschuldigt und aus dem Konservatorium entlassen. Der Komponist war der Ansicht, dass der Begriff des Formalismus selbst mit etwas Unverständlichem, Ungreifbaren, “Leeren und Kalten” verbunden war. Seine Kunst war vollkommen anders. Ein Jahr später wurde das Verbot gegen ihn aufgehoben.

Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre befand sich der Komponist auf der Suche nach neuen Themen und kompositorischen Lösungen. In der 50ern ist Schostakowitsch aktiv an Ereignissen von Weltrang beteiligt: In New York war er beim Kongress der Wissenschaft- und Kulturschaffenden der USA zum Schutz des Friedens anwesend und in Warschau beim 2. Weltfriedenskongress. In Leipzig war er Jurymitglied beim Bach-Wettbewerb. Im Jahr 1954 wurde er mit dem Internationalen Friedenspreis ausgezeichnet und erhielt den Titel eines Volkskünstlers der UdSSR.

Obwohl er einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts war und über eine große Menge staatlicher Auszeichnungen verfügte, blieb Schostakowitsch doch ein bescheidener Mensch mit gutherziger Seele und einem ehrlichen Blick auf die Welt. Seine Werke sind eine Reaktion auf die Ereignisse und den Geist seiner Zeit.

Seine Musik sprach in der besonderen Sprache Schostakowitsch zu den Zuhörern. Diese Sprache ist nicht immer leicht zu verstehen, aber man kann sie fühlen und neue Horizonte für sich eröffnen.


Quellen:

N.W. Lukjanowa (1980): Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch. Moskau: Musyka.

Artikel über D.D. Schostakowitsch auf der Website “Kultura.RF”.

Website zu klassischer Musik, Oper und Ballett. Artikel über D.D.

Artikel über D.D. Schostakowitsch auf der Website des Staatlichen Moskauer P.-I.-Tschaikowski-Konservatoriums.