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Ungewöhnliche Denkmäler: Tiere in der Blockadezeit

Ungewöhnliche Denkmäler: Tiere in der Blockadezeit

In unseren Artikeln haben wir bereits viele Male von Menschen berichtet, die eine besondere Rolle während der Verteidigung von Leningrad spielten. Heute nun zählen wir einige Denkmäler auf, welche die Petersburger (und nicht nur diese!) daran erinnern, dass neben “Zweibeinern” auch Vierbeiner wichtige Beiträge zum Schutz der Stadt leisteten.

1. Kater Jelissej und Katze Wassilissa

Als im Herbst 1941 der Hunger in der belagerten Stadt einsetzte, begannen die Leningrader schon bald, ihre Hunde und Katzen aufzuessen. Die Menschen starben dennoch am Hunger – viele konnten nicht einmal beerdigt werden, denn die Kraft und die Möglichkeiten dazu fehlten. Auf den Straßen lagen Leichen und somit begann für die Ratten eine Zeit der großen Freiheit. Da die Leningrader auch nicht das kleinste Krümelchen ihrer kläglichen Essensration übrig ließen, wurden die Ratten schließlich so frech, dass sie bei ihrer Nahrungssuche sogar lebende Menschen anfielen. Außerdem übertrugen die Nager Krankheiten – in der Stadt hätte leicht eine Epidemie ausbrechen können.

Die Stadtverwaltung beschloss daher, wieder Katzen nach Leningrad zu bringen. Nach dem Durchbruch der Blockade im Januar 1943 kamen vier Waggons mit Katzen aus Jaroslawl. Die Bewohner warteten ungeduldig auf die Tiere, es bildeten sich lange Schlangen. Ein Kätzchen kostete damals 500 Rubel – zum Vergleich: Ein Wachmann verdiente zu dieser Zeit 120 Rubel, ein Kilogramm Brot kostete 50 Rubel. Die Ratten wurden nun zwar allmählich in die Schranken gewiesen, aber man konnte sie noch nicht gänzlich loswerden, weil es noch immer nicht genug Katzen gab.

Zum Ende des Krieges wurden Tiere aus Sibirien geliefert: aus Omsk, Tjumen und Irkutsk. Diesmal wurde die Ladung aus 5000 Tieren in die Eremitage sowie in die anderen Museen und Paläste der Stadt gebracht. Dank der sibirischen Katzen konnte sich die Stadt gänzlich von ihrer Rattenplage befreien.

Im Gedenken an diese Ereignisse schenkte der bekannte Unternehmer Ilja Botka der Stadt im Januar 2000 die 33 Zentimeter hohe Statue des Katers Jelissej, der seitdem auf einem Sims des Hauses Nummer 8 in der Malaja-Sadowaja-Straße thront. Damit Jelissej sich nicht allzu einsam fühlte, wurde ihm auf Vorschlag des Historikers Sergej Lebedjew im April 2000 die Statue der Katze Wassilissa zugesellt, die nun auf der gegenüberliegenden Hauswand residiert.

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2. Das “Denkmal für die Armeedresseure und die Diensthunde der Leningrader Front”

Das Vorrücken der sowjetischen Truppen bei der Befreiung von Leningrad wurde in vielen Fällen dadurch erschwert, dass die Deutschen die von ihnen eroberten Gebiete vermint hatten. Der Einsatz von speziell abgerichteten Hunden als Minensucher ermöglichte es der Roten Armee, den Prozess der Minenräumung um ein Vielfaches zu beschleunigen - und gleichzeitig die Todesrate der menschlichen Minensucher drastisch zu senken. Die Arbeit der Vierbeiner und ihrer Dresseure verschaffte den sowjetischen Truppen einen entscheidenden Vorteil, der letztlich auch den Erfolg der Operationen zur Befreiung Leningrads begünstigte.

Im Dezember 2015 wurde deshalb im Petersburger “Sosnowka-Park” (deutsch: “Kiefernplatz”) ein Denkmal für den “besten Freund des Menschen” eröffnet. Die Plastik stellt einen Diensthund mit seiner Hundeführerin dar. Dieses Arrangement ist durchaus kein Zufall, sondern wohlüberlegt: Im Sosnowka-Park befand sich seit September 1941 der 34. Abschnitt eines gesonderten Bataillons für Militäringenieure und Soldaten der technischen Truppe. Dieser Truppenabschnitt war der weltweit einzige, in dem weibliche und männliche Hundeführer gleichberechtigt arbeiteten.

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3. Das Denkmal “Für die Robbe: die Retterin der Einwohner von Archangelsk und dem belagerten Leningrad”

Eines der ungewöhnlichsten Denkmäler im Zusammenhang mit der Blockade liegt über 1000 Kilometer von Petersburg entfernt: in der Stadt Archangelsk, am Ufer der Nördlichen Dwina. Das Denkmal ist den Robben gewidmet, die in der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges nicht nur die Einwohner von Archangelsk, sondern auch die Leningrader vor dem Verhungern bewahrten.

Obwohl in den Kriegsjahren über den Hafen von Archangelsk Tausende Tonnen Lebensmittel für die Front verschifft wurden, litten die Einwohner der Stadt Hunger. Die täglichen Brotrationen waren beinahe ebenso niedrig wie in Leningrad während der schlimmsten Hungerperiode im Winter 1941/42. Nach Leningrad war Archangelsk die Stadt, in der während des Krieges die meisten Zivilisten verhungerten. Insgesamt starben etwa 38 000 Archangelsker infolge von Hunger und Krankheiten - knapp jeder siebte Einwohner der Stadt. In dieser Situation äußerster Not begannen die Archangelsker, Jagd auf die Robben zu machen, die in der Umgebung der Stadt zu finden waren. Das Fleisch und das Fett der erlegten Robben retteten vielen Städtern das Leben. Ein Teil dieser “Beute” wurde über die “Straße des Lebens” auch in das belagerte Leningrad gebracht, wo es die kargen Lebensmittelrationen der Einwohner aufbesserte.

Zu Ehren der Robbe als Retterin der Archangelsker und der Leningrader wurde ihr im Jahr 2010 ein Denkmal errichtet. Es trägt die Aufschrift:

“Oh, wie viel Volk hast du gerettet,
vor Hunger und vor Kälte.”

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