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Theateraufführungen zur Geschichte der Blockade

Theateraufführungen zur Geschichte der Blockade

Sankt Petersburg gilt zu Recht als Kulturhauptstadt Russlands, denn schließlich gibt es über 100 Theater in der Stadt. Heute berichten wir, welche Aufführungen zum Thema Blockade in den aktuellen Aushängen zu finden sind.

„Hekatombe. Blockadetagebuch“ (Theater „Am Litejnij“)

Dieses Stück, das im Juni 2018 Premiere feierte, ist wohl eines der bekanntesten zum Thema Blockade. Es erhielt die „Goldene Soffitte“, die höchste Theaterauszeichnung Sankt Petersburgs. Als Genre wird im Aushang „dokumentarisches Mysterium“ angegeben. Das Stück basiert auf dem Tagebuch des Architekten Lew Alexandrowitsch Iljin, der die Erstellung des Generalplans zur Stadtentwicklung von 1925 bis 1938 geleitet hatte und während der Blockade seine Arbeit in Leningrad fortsetzte.
Daneben werden im Stück auch Tagebücher und Memoiren anderer Protagonisten vorgestellt. Zusammen demonstrieren sie eine eindringliche und wahrheitsgemäße Geschichte der Leningrader.
Das Format des Stücks ist ungewöhnlich: Die Zuschauer sehen hier sowohl die dramatischen Auftritte der Schauspieler als auch plastische Darstellungen sowie ein Puppentheater.

„872 Tage. Stimmen der belagerten Stadt“ (Theater „Subbota“)

„Die Leningrader Blockade … anpassen unmöglich, spielen unzulässig, interpretieren verboten.“ So klingt die Beschreibung des Stücks im Theateraushang. Auch diese Aufführung basiert auf Tagebüchern und Memoiren, allerdings liegt der Handlung das „Blockadebuch“ von D. Granin und A. Adamowitsch zugrunde. Die Premiere fand im Jahr 2019 statt. Das Stück ist als Dialog bzw. Interview der Protagonistin mit Personen hinter Glas aufgebaut, die Einwohner des belagerten Leningrad symbolisieren.

„BlokADa“ („Teatralnaja Dolina“)

Bei diesem Stück handelt es sich um ein Jugendprojekt des Theaters „Jenotow i Korow“, das sich an Schülerinnen und Schüler richtet. Es basiert auf dem Tagebuch von Galja Simnizkaja.

Dieses Tagebuch habe ich, ein vierzehnjähriges Mädchen, während der Blockade von Leningrad geführt. Ich möchte sehr, dass die Erinnerung an die Jugendlichen, die so früh aus dem Leben geschieden sind, erhalten bleibt und dass die Namen der Menschen, denen es nicht beschieden war, die Freude des Sieges über den Faschismus zu erfahren, nicht in Vergessenheit geraten … Und dann möchte ich noch eine Frage beantworten, die mir einst gestellt wurde: „Du bist also stolz, dass du die Blockade überlebt hast. Doch warum hast du sie überlebt? Warum sind Tausende Menschen verhungert, doch du bist am Leben geblieben?“ Das kann man nicht mit wenigen Worten beantworten. Deshalb habe ich mein Blockadetagebuch mit den kindlichen Eintragungen in Schulheften korrigiert, ohne zu den beschriebenen Ereignissen etwas hinzuzufügen oder etwas davon wegzulassen. Vielleicht kann ich wenigstens teilweise die Fragen beantworten, welche die Menschen, die glücklicherweise die Blockade nicht kennenlernen mussten, interessieren.

„Ein Junge aus der Vergangenheit“ („A.A. Brjanzew-Theater für junge Zuschauer“)

Die Premiere dieses Stücks fand im Jahr 2015 statt. Seine Besonderheit besteht darin, dass es nicht auf Tagebüchern oder Memoiren beruht, sondern auf einem Stück des Dramaturgen Alexander Archipow, das eigens zum 70. Jahrestag des Sieges für das Theater geschrieben wurde. Hierbei handelt es sich um ein Fantasy-Stück, denn die Handlung findet auf zwei Ebenen zugleich statt: im Frühjahr 1942 und in der heutigen Zeit.
Die Geschichte beginnt damit, dass das Mädchen Anna zusammen mit seiner Mutter in eine alte Wohnung im Zentrum von Petersburg zieht. Nachdem das Mädchen hinter der Tapete zufällig eine Botschaft aus der belagerten Stadt findet, lernt sie den „Jungen aus der Vergangenheit“ kennen. In der Beschreibung des Stücks spricht der Regisseur wie folgt darüber:

Wir wollten ein Stück über die Werte des Lebens machen – sowohl die der Kriegszeit als auch die von heute; über die Verschiedenheit des Lebensgefühls damals und jetzt. Wie paradox das auch sein mag: Es geht um den Krieg, aber es ist ein Stück über den Frieden. Nicht von ungefähr entwickelt sich die Handlung im Frühjahr 1942, als der schwerste und ‚schwärzeste‘ Blockadewinter schon vorbei war und die Menschen neuen Mut schöpften. Mich als Regisseur inspiriert diese Periode mehr als alles andere.