Rückblick: unsere Veranstaltungen im Dezember 2023
Ende November haben wir über die Veranstaltungen berichtet, die in den letzten Wochen im Rahmen des Projekts „Humanitäre Geste“ stattfanden.
Unsere Exkursionen und Ausflüge für Überlebende der Blockade gingen auch im Dezember weiter: Am 16. Dezember begaben sie sich auf eine Rundfahrt zum Thema „Michail Konstantinowitsch Anikuschin – Erinnerung in Bronze“. Eines der berühmtesten Werke des Bildhauers Anikuschin (1917-1997) ist das Monument für die heldenhaften Verteidiger Leningrads auf dem Platz des Sieges im Südwesten Sankt Petersburgs. Unser Weg führte uns diesmal jedoch nicht zu diesem Denkmal, das den Blockadeüberlebenden wohl vertraut ist, sondern zu anderen bekannten und weniger bekannten Arbeiten Anikuschins. Den Anfang machte das Puschkin-Denkmal auf dem Platz der Künste im Stadtzentrum. Schon während seiner Studienzeit an der Leningrader Akademie der Künste befasste sich Anikuschin mit dem puschkinschen Thema. Ein 1937 ausgerufener landesweiter Wettbewerb zur Schaffung eines Puschkin-Denkmals in Leningrad, an dem Anikuschin zwar noch nicht teilnehmen konnte, für den er aber nichtsdestotrotz ein Modell aus Ton angefertigt hatte, wurde durch den Krieg unterbrochen. Der junge Bildhauer, der 1941 im 5. Studienjahr und eigentlich ein Recht auf Evakuierung aus der belagerten Stadt gehabt hätte, meldete sich jedoch stattdessen als Freiwilliger zur Volkswehr und anschließend zur Roten Armee. Als Mitarbeiter eines Feldlazaretts diente er bis 1945 und kehrte dann nach Leningrad zurück. Im Jahr 1949 wurde der unterbrochene Wettbewerb wieder aufgenommen und Anikuschin, mittlerweile diplomierte Bildhauer und Dozent an der Akademie der Künste, erhielt den Zuschlag für die Schaffung des Puschin-Denkmals, das 1957 eröffnet wurde.
Der zweite Halt erfolgte in der Nähe des Panzerkreuzers Aurora, genauer gesagt, am Denkmal „Ruhm der Russischen Flotte“. Es wurde 1996 zu Ehren des 300. Jahrestags des Bestehens der Russischen Flotte eingeweiht und gehört damit zu den späten Werken Anikuschins. Das Denkmal besteht aus einer Säule mit der Bronzefigur der griechischen Siegesgöttin Nike, die auf einer Welle erhebt und in den Händen einen Wimpel sowie ein Segelschiff hält. Weiter führte unser Weg zur Anikuschin-Allee auf der Petrograder Seite, nicht weit vom früheren Wohnhaus des Bildhauers. Das Zentrum dieser Anlage bildet die Komposition „Freundschaft“ (auch bekannt als „Tanzende Mädchen“): Dabei handelt es sich um eine Kopie einer 1987 von Anikuschin für die japanische Stadt Osaka angefertigten Skulptur. Sie wurde im Jahr 2000, bereits nach dem Tod Anikuschins, von den Studenten des Bildhauers gegossen. Unsere Exkursion endete an Anikuschins ehemaliger Werkstatt, die heute eine Filiale des Museums für die städtische Bildhauerei ist und von Besuchern besichtigt werden kann.
Am 23. Dezember schlossen wir das Semester mit der Exkursion „Blockade und Leben“ ab. In dieser Saison hatten alle Exkursionen für die Mitglieder unserer „Akademie für Inspiration und Kreativität“ einen Bezug zur Blockade bzw. zum Zweiter Weltkrieg. Da dies für die Blockadeüberlebenden jedoch emotional belastende Themen sind, lag der inhaltliche Schwerpunkt dabei aber weniger auf den Schrecken jener Zeit, sondern vielmehr auf dem Leben und Schaffen bekannter Leningrader.
Unsere Ausstellung „Keine Todesfälle vom Tag der Evakuierung bis heute“ wird weiterhin in verschiedenen Petersburger Schulen gezeigt. Dabei findet jedes Mal eine feierliche Eröffnung statt, wo das Projektteam der „Humanitären Geste“ über das Konzept der Ausstellung sowie ihre Protagonisten berichtet, während die Schüler ein Begleitprogramm organisieren, Gedichte vortragen und von ihren Eindrücken erzählen. Neben der Eröffnung werden in den Schulen Unterrichtseinheiten durchgeführt, bei denen die Schüler gemeinsam Erinnerungen an die Blockadezeit lesen und die Besonderheiten von Blockadetagebüchern analysieren.
So war der Dezember – voll von interessanten und einprägsamen Programmen. Das Projektteam bedankt sich bei allen Gästen, Teilnehmern und Partnern für dieses gelungene Jahr.
Wir wünschen einen guten Start in das neue Jahr und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen im Jahr 2024!