Ein neuer Monat – eine neue Etappe
Der “Vorbereitungsmonat” in unserem ersten Freiwilligenprogramm ist nun langsam, aber sicher zu Ende gegangen. Vieles ist in diesem letzten Monat passiert: Endlose Diskussionen über interkulturelle Kommunikation innerhalb und außerhalb des Rahmens unserer Seminare brachten uns auf interessante Ideen (momentan ist das noch unser Projektgeheimnis und wir verraten nichts) und nach dem zweitägigen Seminar in Orechowo haben sich die Freiwilligen von beiden Seiten dermaßen verquatscht, dass man sie kaum mehr trennen konnte. Ganz konkret: Sie haben eine Banane in 17 Stücke geteilt. In dieser Zeit haben die Teilnehmenden aus Petersburg die deutschen Freiwilligen durch alle Kinos, Theater und Museen der Stadt gejagt. Die neuen russischen Wörter konnten nicht immer gefestigt werden, aber die 60 Stunden Russischunterricht haben ohne Zweifel einen großen Dienst geleistet: Jetzt können die Freiwilligen sowohl Kinder als auch Omas verstehen.
Aber vor dem eigentlichen Freiwilligendienst müssen sie sich noch einige wichtige Fragen beantworten. Wie reagiere ich in unverständlichen Situationen? Was mache ich, wenn eine Blockadeüberlebende anfängt zu weinen? Oder wenn sie sauer wird? Welche Themen sollte ich besser nicht ansprechen? Wie und worüber kann ich mit Seniorinnen sprechen, die weit über 70 sind? Verstehen sie mich? Das Training zur Arbeit mit Senior/-innen, das Alexandra vom “Harmonia”-Zentrum durchführte, gab eine einfache Antwort auf all diese Fragen: Sei aufrichtig, denn auch in verschiedenen Altersstufen bleiben Menschen immer Menschen.
Gleich darauf begann auch der eigentliche Freiwilligendienst – einige der Freiwilligen haben sich bereits mit Blockadeüberlebenden getroffen und uns ihre Eindrücke mitgeteilt: “Sie ist super”, “Und da hab ich gemerkt, wie schön sie ist! Solche schönen Omis hab ich noch nie gesehen!”, “Ich hab mich direkt in sie verliebt, sie ist so aktiv und interessant”, “Sie ist schon sehr offen und kontaktfreudig”, “Sie hat von all ihren Reisen erzählt”, “Ich bin begeistert von ihr, von ihrer Denkweise, ihrem Leben und ihren Ideen”.
Einige der Treffen fanden im Seniorenklub “Lebensfreude” im Zentrum statt, einige Blockadeüberlebenden haben ihre Freiwilligen aber auch direkt zu sich nach Hause eingeladen. Beim Projekttreffen haben die Teilnehmenden ihre Eindrücke vom ersten Kontakt geteilt, begierig erzählt und einander dabei sogar unterbrochen. Einige haben es noch nicht einmal zum Treffen geschafft, weil sie sich beim Tee festgesessen hatten.
Am Abend haben mich die Omas angerufen und mir erzählt, wie schön alles verlaufen ist, wie lieb die Kinderchen sind, wie “***tschka versucht, alles zu verstehen, und ***tschka ihr alles übersetzt” und wie “wir so wenig über die Blockade gesprochen haben, aber wir schaffen das ja später noch” …
Übrigens teilen die Freiwilligen ihre Eindrücke vom Programm in einem separaten Instagram-Kanal – bleibt auf dem Laufenden!