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Die Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“

Die Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“

In unseren methodisch-didaktischen Materialien, die schon bald in der Online-Bibliothek der „Humanitären Geste“ erscheinen werden, findet sich auch folgendes Datum: der 22. Dezember 1942. An diesem Tag wurde auf Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR die Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“ gestiftet. Heute berichten wir ausführlich über ihre Geschichte.

Sie wurde zeitgleich mit den Medaillen „Für die Verteidigung Odessas“, „Für die Verteidigung Sewastopols“ und „Für die Verteidigung Stalingrads“ eingeführt. Damit gehört sie zu den ersten sowjetischen Medaillen der Kriegszeit. Diese Auszeichnung erhielten nicht nur Angehörige der Armee, sondern auch Zivilisten, die ihren Beitrag zur Verteidigung leisteten.

Ursprünglich war das Band, an dem die Medaille befestigt war, von roter Farbe und hatte silberne Streifen an den Seiten. Nach Verabschiedung des Erlasses vom 19. Juni 1943 („Über die Bestätigung der Vorlagen und der Beschreibung der Bänder zu den Orden und Medaillen der UdSSR sowie der Regeln für das Tragen von Orden, Medaillen, Ordensbändern und Auszeichnungen“) änderte sich die Farbe des Bandes. Es war nunmehr olivfarben mit einem grünen Längsstreifen in der Mitte.

Die Medaille ist zweiseitig: Auf der Vorderseite ist eine Gruppe von Menschen vor der Admiralität zu sehen. Es sind Soldaten der Roten Armee, Arbeiter und Matrosen. Die Abbildung wird von einem fünfzackigen Stern und der Aufschrift „Für die Verteidigung Leningrads“ gekrönt. Auf der Rückseite findet sich die Gravur: „Für unsere sowjetische Heimat“.

Die Medaille wurde eingeführt, um den Kampfgeist der Leningrader zu stärken und sie für ihre Verdienste auszuzeichnen, denn bis zum Sieg war es noch weit. Sogleich stellte sich die Frage nach der Prägung: Schließlich war die Leningrader Münzprägewerkstatt evakuiert worden. Die städtischen Behörden entschieden, die Fabrik mit allem Notwendigen auszustatten, damit die Arbeiten zur Anfertigung der Medaillen ausgeführt werden konnten. Die Mitarbeiter wurden gefunden und die Materialien vorbereitet, sodass im März 1943 die Prägearbeiten beginnen konnten.

Die erste Verleihung fand am 3. Juni 1943 statt. Ausgezeichnet wurde Generalleutnant A.A. Schdanow, Mitglied des Militärrats der Leningrader Front. Im Jahr 1985 war die Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“ bereits an ca. 1 470 000 Menschen verliehen worden.

Mit der Medaille wurden auch evakuierte Leningrader ausgezeichnet, wenn sie im Zeitraum von Juli bis Dezember 1941 nicht weniger als zwei Monaten an Kampfhandlungen oder am Bau von Verteidigungsanlagen teilgenommen und nicht weniger als vier Monate gearbeitet (z.B. in Betrieben, Behörden oder Organisationen) und sich zudem an der Luftverteidigung, der Brandbekämpfung o.ä. beteiligt hatten. Menschen, die bei der Verteidigung verwundet worden waren, wurden unabhängig von ihrer Aufenthaltsdauer in der Stadt mit der Medaille ausgezeichnet. Auch die Bewohner von anderen Gebieten der Sowjetunion konnten die Medaille erhalten, wenn sie bei der Evakuierung geholfen hatten.

Über die Verleihung der Medaillen wurde im Radio und in den Zeitungen berichtet. In den Werken von Dichtern wie Juri Woronow oder Olga Bergholz, aber auch bei vielen anderen, finden sich Erwähnungen oder sogar separate Gedichte, die dieser Auszeichnung gewidmet sind.

Unter den ersten Medaillenträgern waren der Komponist Dmitri Schostakowitsch, der Direktor der Eremitage Jossif Orbeli sowie eine große Zahl von Zivilisten: Arbeiter und Angestellte der Industriebetriebe, Kämpfer der lokalen Luftverteidigung, medizinisches Personal und Kulturträger. Auch Kinder und Jugendliche wurden ausgezeichnet.

Im Zentralen Staatlichen Archiv der Stadt Sankt Petersburg kann man Dokumente über die Auszeichnung finden: Personalakten, Listen mit Charakteristika sowie Protokolle über die Verleihungen. Im Mai 2020 wurde eine elektronische Datenbank über die Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“ eingerichtet, wo diese Archivdaten digital zugänglich gemacht wurden.


Quelle:

Website der elektronischen Datenbank der Medaille „Für die Verteidigung Leningrads“