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Die Märchenwelt des Iwan Bilibin

Die Märchenwelt des Iwan Bilibin

Im heutigen Artikel stellen wir euch einen besonders eindrucksvollen Vertreter der romantischen Richtung der Russischen Moderne: den Künstler, Illustrator und Grafiker Iwan Jakowlewitsch Bilibin. Märchenfiguren wie die schöne Wassilissa, den Feuervogel, Iwan Zarewitsch und andere kennen und lieben die Leser hauptsächlich in der Ausführung Bilibins.

Sein Lebensweg endete am 7. Februar 1942 im belagerten Leningrad. Eine Evakuierung lehnte er mit folgenden Worten ab:

Man flieht nicht aus einer belagerten Festung, sondern verteidigt sie.

Der Künstler wurde nicht weit von Petersburg in die Familie eines Marinearztes geboren, erhielt eine gute Ausbildung und begeisterte sich schon immer für Malerei. Auf Drängen seines Vaters immatrikulierte sich Bilibin nach der Schule an der Juristischen Fakultät der Universität Sankt Petersburg, wobei er jedoch das Interesse an der Kunst nicht verlor: Er schrieb und illustrierte eigene Märchen.
Sein Interesse an der Malerei verstärkte sich auf einer Reise nach München. Nachdem er nach Petersburg zurückgekehrt war, trat er in die Werkstatt Ilja Repins ein.

Nach dem Abschluss der Juristischen Fakultät schrieb er sich als Hörer an der Kunsthochschule bei der Akademie der Künste ein und begann seinen Weg als Künstler. Beispielsweise kooperierte er mit der Zeitschrift „Die Welt der Kunst“, wo er Kolumnen gestaltete und an Ausstellungen teilnahm. Breite Bekanntheit brachten Bilibin die Aufträge der Expedition für die Herstellung staatlicher Papiere: zur Gestaltung der Illustrationen für Bücher mit russischen Volksmärchen oder beispielsweise auch für „Das Märchen vom goldenen Hahn“.
Neben Büchern illustrierte Bilibin auch Zeitschriften, Postkarten und Plakate.

Märchen, volkstümliche Sagen, Heldenepen – das waren die hauptsächlichen Themen im künstlerischen Schaffen Bilibins. Sein Stil ist einzigartig und leicht zu erkennen: ausgefallene Muster, markante, dabei jedoch erlesene Farbkombinationen, dekorative Ornamentik, deutlich gezeichnete Details und Elemente, Darstellungen seltsamer Pflanzen und Zaubertiere. Seine Illustrationen erinnern an bunte Glasfenster.
Für seine Inspirationsquelle hielt der Künstler die russische Kultur, und zwar die alte und urwüchsige. Als Korrespondent der Ethnografischen Abteilung des Russischen Museums führte er mehrere Expeditionen durch, darunter in das Gouvernement Twer und in den Russischen Norden. Auf seinen Reisen sammelte der Künstler Exponate, machte Skizzen und fotografierte Denkmäler der volkstümlichen Architektur.

Im Jahr 1904 veröffentlichte die Zeitschrift „Die Welt der Kunst“ Iwan Bilibins Artikels „Das volkstümliche Schaffen des Russischen Nordens“ mit Fotografien und Zeichnungen von Gegenständen des täglichen Lebens, Architekturdenkmälern, Stickereien uvm. Auf der Website des Ethnografischen Museums kann man im Bereich „Sammler“ eine Seite finden, die dem Künstler gewidmet ist; dort sind auch Fotografien von Fundstücken seiner Expeditionen zu sehen.

Iwan Bilibin ist auch als Theaterkünstler bekannt. Seinem Pinsel entstammt das Design der Kostüme für M.P. Mussorgskis Oper „Boris Godunow“, die von der Bühne der Pariser Opéra Garnier erklang, sowie die Dekorationsskizzen für die Opern „Der goldene Hahn“, „Sadko“, „Ruslan und Ljudmila“ uvm.

Während der Revolution reiste der Künstler auf die Krim ab. Anschließend wollte er nach Zypern fahren, doch daraus wurde nichts. In den 1920ern emigrierte er nach Ägypten und später nach Paris. In dieser Zeit gestaltete er weiterhin Bücher, Plakate und Illustrationen. Im Jahr 1936 illustrierte er Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“, womit er die Aufmerksamkeit der Verleger in Frankreich und Deutschland erregte. In Paris lernte er einen sowjetischen Diplomaten kennen und traf den Entschluss, nach Leningrad zurückzukehren.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde Bilibin Professor der Grafikwerkstatt des Instituts für Malerei, Bildhauerei und Architektur der Russischen Kunstakademie, wobei seine Arbeit als Theaterdekorateur und -illustrator fortsetzte.
Im Herbst 1941 sollte eine persönliche Ausstellung des Künstlers gezeigt werden, doch der Große Vaterländische Krieg machte diese Pläne zunichte. Seine Zeitgenossen erinnern sich, dass Iwan Bilibin bis zu seinem letzten Tag weiterarbeitete und nicht aufgab.
Auf einen Vorschlag der Direktion der Kunstakademie antwortete er:

Nein, nein … Ich werde Leningrad nicht verlassen, auf keinen Fall! Ich könnte auch gar nicht ohne meine Bücher fliegen. Nein, nein, das ist unmöglich.

Auf der Website des Virtuellen Russischen Museums sind viele Werke des Künstlers zu finden.


Quellen:

Artikel über I. Bilibin auf der Website Kultura.RF

Artikel über I. Bilibin auf der Website Museen der Welt

Artikel über I. Bilibin der Kommission für UNESCO-Angelegenheiten

I. Bilibins Blockadetagebuch auf der Website Artefa