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Das Mariinski-Theater zur Zeit der Blockade

Das Mariinski-Theater zur Zeit der Blockade

Das Mariinski-Theater gehört wohl zu den berühmtesten Opern- und Balletttheatern – nicht nur in Petersburg, sondern in ganz Russland. Im heutigen Artikel berichten wir, wie es die Zeit der Blockade überdauerte.

Benannt ist das Theater nach Kaiserin Maria Alexandrowna, der Frau von Alexander II. Im Jahr 1917 wurde es zum Staatstheater; 1935 wurde es in S.-M.-Kirow-Theater umbenannt. Deshalb ist die Blockadegeschichte des Mariinski-Theaters eigentlich die Geschichte des Staatlichen S.-M.-Kirow-Theaters für Oper und Ballett.

Für Juni 1941 waren viele Veranstaltungen geplant, doch die Nachricht über den Beginn des Krieges änderte alles. In den ersten Tagen wurden Dutzende Mitarbeiter des Theaters zur Roten Armee einberufen. Einige gingen als Freiwillige an die Front. Andere Künstler wurden evakuiert.
Obwohl nicht alle Angestellten die Stadt verließen, konnte die neue Theatersaison nicht beginnen. Im September wurde das Theater von einer Bombe getroffen, weshalb Auftritte in dem Gebäude nicht möglich waren. Während der gesamten Blockadezeit schlugen etwa 19 Geschosse im Theater ein.

Die Künstler, die in der Stadt geblieben waren, setzten ihre Arbeit an anderen Einrichtungen fort oder traten vor Soldaten an der Front auf. Der Geiger Lew Margulis, die Ballerina Ilga Iordan, das berühmte „Blockadeduett“ Natalja Sachnowskaja und Robert Gerbek sowie andere Ballettkünstler und Musiker hinterließen Memoiren über das Leben des Theaters und der Stadt während der Blockade. Einige davon sind auf der Website des Projekts „Proschito“ zu finden.

Eines der bedeutendsten Kulturereignisse der Blockadezeit war die Aufführung der Oper „Carmen“ im Sommer 1942 durch die Sängerin Nadjeschda Welter. Dabei handelte es sich weniger um eine vollwertige Oper, als vielmehr um eine musikalisch-theatralische Inszenierung, wo der Vortrag von Fragmenten aus dem Werk von Mérimée mit musikalischen Stücken kombiniert wurde. Das Stück kam beim Publikum sehr gut an und wurde im Sommer 1942 ungefähr zehnmal an verschiedenen Orten in der Stadt aufgeführt.

Die evakuierten Künstler befanden sich in Perm (damals: Molotow) und nahmen aktiv am kulturellen Leben der Stadt teil. In den ersten sechs Monaten zeigte die Truppe 18 verschiedene Opern und Ballette, zudem wurden sinfonische Konzerte gegeben. Die ersten Vorführungen trafen bei den Zuschauern auf wenig Begeisterung. Es schien, als passe die Kriegszeit nicht zu Tänzen und Unterhaltung. Doch die Zweifel hielten nicht lange vor: Allmählich akzeptierte und liebte das Publikum die Truppe von ganzem Herzen. Zeitgenossen erinnern sich an die Aufführung von „Giselle“ mit der bekannten Ballerina Galina Ulanowa im Jahr 1944, vor der Rückkehr der Truppe nach Leningrad: Die Menschen standen in den Durchgängen und auch die Balkone und Galerien waren bis zum Anschlag gefüllt.

Die Arbeiten zum Wiederaufbau des Mariinski-Theaters begannen im Winter 1943. An ihnen nahmen die Einwohner der Stadt wie auch die Künstler selbst teil. Alle träumten davon, in die heimatlichen Wände zurückzukehren. Im Sommer 1944 sahen sich alle Künstler des Theaters in Leningrad wieder. Am 1. September wurde die Saison offiziell eröffnet.

Die Geschichte des Mariinski-Theaters zur Zeit der Blockade ist auf der Website des Theaters festgehalten. Dort finden sich auch Fotografien der Aufführungen sowie Porträts der Künstler, die ihr über diesen Link findet.


Quelle:

Website des Mariinski-Theaters, Abschnitt „Das Theater während des Krieges“