Blockademuseen, -ausstellungen und -gedenkstätten. Teil 1
Sankt Petersburg ist eine verhältnismäßig junge Stadt. Ihre Geschichte kann man nicht nur aus Büchern und in Museen erfahren, sondern auch, indem man einfach durch ihre Straßen und Plätze spaziert, öffentliche Gebäude und Wohnhäuser betrachtet, Denkmäler studiert und Gedenktafeln liest. So hat sich auch die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse während der Leningrader Blockade nicht nur in das Gedächtnis der Menschen eingeprägt. Sie wird sorgsam in den Museen gehütet, hat ihre künstlerische Verkörperung in Denkmälern gefunden und lebt in den Straßen des heutigen Sankt Petersburg weiter. Das Gedenken an die Leningrader Blockade ist zu einem unabdingbaren Teil der Erinnerungskultur unserer Stadt geworden.
1. Staatliches Gedenkmuseum der Verteidigung und Belagerung von Leningrad
Das Museum wurde noch während des Krieges eröffnet, durchlief aber einen tragischen Werdegang. Als Ergebnis der “Leningrader Affäre” in den 1940er und 1950er Jahren wurden viele Exponate vernichtet und die Mitarbeiter Repressalien ausgesetzt. Nach seiner Modernisierung ist das Museum seit September 2019 wieder für Besucher geöffnet. Heute kann man dort echte Gegenstände aus dem Blockadealltag sowie Kriegsgeräte sehen. Die Exponate der früheren Ausstellung wurden durch moderne Multimedia-Bildschirme, großflächige Installationen und rekonstruierte Inneneinrichtungen einer Blockadewohnung, einer Schule und einer Ausgabestelle für Brot auf Lebensmittelkarten ergänzt.
Adresse: Soljarnoij per. 9
2. Monument für die heldenhaften Verteidiger Leningrads auf dem Platz des Sieges
Die Architekten W.A. Kamenskij und S.B. Speranskij wie auch der Bildhauer M.K. Anikuschin waren selbst an der Verteidigung Leningrads beteiligt gewesen und verstanden wohl sehr gut, wie ein Monument gestaltet sein muss, das diesem Ereignis gewidmet ist. 26 Skulpturen bilden den “Platz der Sieger” und symbolisieren die Verteidiger Leningrads. Hier finden sowohl Darstellungen von Soldaten und Arbeitern (welche die Einheit von Front und Stadt symbolisieren) als auch Figuren von Kämpfern mit Bannern sowie Skulpturen von Bewohnern der Stadt ihren Platz. Der unterirdische Gedenksaal wird von 900 kleinen Lichtern beleuchtet, die aus den Hülsen von 76-mm-Geschützen gefertigt wurden. Eine riesige Relieftafel berichtet vom Kriegsverlauf und der Befreiung der Stadt.
Adresse: pl. Pobedy
3. Brotmuseum, Ausstellung “Das Brot des belagerten Leningrad”
Ein ganzer Saal des Brotmuseums ist dem Brot des belagerten Leningrad gewidmet - einem seiner charakteristischsten Symbole. Nicht jeder macht sich einen Begriff davon, wie wenig die berühmten 125 Gramm der Blockadezeit sind: Im Brotmuseum wird dies aber anschaulich gezeigt. Außerdem werden in der Ausstellung Erinnerungen von Leningradern gezeigt, die beschreiben, welch wichtige Rolle das Brot in dieser furchtbaren Episode ihres Lebens spielte.
Adresse: ul. Michajlowa 2
4. “Aber die Musen schwiegen nicht”: Nationalmuseum für Kunst und Kultur des belagerten Leningrad
Erstaunlicherweise kam das kulturelle Leben in der belagerten Stadt nicht zum Erliegen - eben davon erzählt die Ausstellung des Museums. Hier kann man persönliche Dinge, Dokumente, Manuskripte, Bilder und Zeichnungen von Schriftstellern, Künstlern und Komponisten sehen, ebenso Theaterkostüme, Anschlagzettel, Plakate, seltene Blockadeausgaben von Zeitschriften, Flugblättern, Büchern und noch vieles mehr. Kurzum, all das, was vom geistigen Leben berichtet, das die Stadt trotz allem weiterhin führte.
Adresse: Nabereschnaja reki Prjaschki 4/6, Sankt Petersburg
5. “Museum für die Bücher des belagerten Leningrad”: Bibliothek ZBS im Moskowskij-Rajon von Sankt Petersburg
Neben Gegenständen aus der Blockadezeit, Druckausgaben, Postkarten und Fotodokumenten zeigt das Museum Fotografien und Briefe aus Privatarchiven von Blockadeüberlebenden und ihren Nachkommen.
Adresse: ul. Warschawskaja 37/1
6. “Quellen des Lebens - Newskaja Sastawa”: Olga-Bergholz-Museum
Die Schriftstellerin und Dichterin Olga Bergholz war eine wahre Stimme der Hoffnung für die Stadt, deren Verbindung zur Außenwelt unterbrochen war. Es überrascht kaum, dass Bergholz die “Muse des belagerten Leningrad” genannt wurde: In der eingeschlossenen Stadt arbeitete sie beim Radio, trug ihre Gedichte vor und munterte die Leningrader auf. Von ihr stammen die berühmten Worte: “Niemand ist vergessen, nichts ist vergessen.” Das Museum widmet sich ihrem Leben und Schaffen.
Adresse: ul. Olgi Bergholz 27 (Schule Nr. 340)