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Besuch des deutschen Außenministers in Sankt Petersburg

Besuch des deutschen Außenministers in Sankt Petersburg

Am 27. Januar 2019, dem 75. Jahrestag der Befreiung Leningrads von der fast 900 Tage dauernden Blockade durch die Wehrmacht, verkündeten der deutsche Außenminister Heiko Maas und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow eine freiwillige humanitäre Geste vonseiten der Bundesrepublik Deutschland, die den heute noch lebenden Opfern der Leningrader Blockade zugute kommen solle. Diese Entscheidung der Bundesrepublik beruhte auf der Anerkennung des im deutschen Namen während des Zweiten Weltkriegs begangenen Unrechts und unterstreicht somit den Willen Deutschlands, zu seiner historischen Verantwortung zu stehen. Deutschland verpflichtete sich im Rahmen seiner humanitären Geste zur Bereitstellung von Geldern für die Modernisierung des Krankenhauses für Kriegsveteranen in Sankt Petersburg sowie zur Einrichtung einer Begegnungsstätte, in der junge Menschen aus Deutschland und Russland in den gemeinsamen Dialog mit Überlebenden der Blockade treten können.

Letzterer Aufgabe hat sich das Deutsch-Russische Begegnungszentrum (drb) in Sankt Petersburg mit der Schaffung des Projekts “Humanitäre Geste” angenommen. Das drb lädt junge Menschen aus Deutschland zu mehrtägigen Gruppenprogrammen in Sankt Petersburg ein, die gänzlich dem Besuch von Blockadegedenkstätten und -museen gewidmet sind. Zentraler Bestandteil und unbestrittener Höhepunkt der Programme ist jeweils das Gespräch mit Überlebenden der Blockade. Daneben organisiert das drb auch themenorientierte Veranstaltungen im Rahmen von deutsch-russischen Jugendbegegnungen sowie Vorträge, Ausstellungen und Exkursionen zur Geschichte der Leningrader Blockade. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist ein dreimonatiger Freiwilligendienst, der jungen Menschen aus Deutschland und Russland die Möglichkeit bietet, Blockadeüberlebende im Alltag direkt zu unterstützen. Seit Beginn des Projekts haben bereits über 500 junge Deutsche und Russen an den Programmen des drb teilgenommen.

Im Sommer 2020 wurde dem drb eine besondere Ehre zuteil: Während einer eintägigen Russlandreise besuchte der deutsche Außenminister Heiko Maas auch Sankt Petersburg und traf dabei unter anderem das Team der “Humanitären Geste”, um sich vor Ort ein Bild von den Fortschritten des Projekts zu machen. Maas war zunächst nach Moskau geflogen, wo er sich zu einem Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow traf. Der Außenminister der Russischen Föderation betonte bei dieser Gelegenheit, dass die Initiative der Bundesrepublik von der russischen Seite sehr geschätzt wird:

“Wir begrüßen die Tatsache, dass die Partner trotz der Schwierigkeiten hinsichtlich der Pandemie mit der praxisorientierten Umsetzung der humanitären Geste der deutschen Bundesregierung gegenüber den Überlebenden der Leningrader Blockade begannen. […] Heute am Nachmittag hat der Bundesaußenminister der Bundesrepublik Deutschland, Heiko Maas, mehrere Treffen in Sankt Petersburg, er wird unter anderem mit Überlebenden der Leningrader Blockade sprechen. Wir wissen diese Aufmerksamkeit zu diesem Problem durch unsere deutschen Freunde zu schätzen.”1

In Sankt Petersburg besuchte Maas das Monument für die heldenhaften Verteidiger Leningrads auf dem Platz des Sieges, wo er zu Ehren der Opfer der Leningrader Blockade einen Kranz niederlegte. Dem Leiter des Krankenhauses für Kriegsveteranen überreichte der Außenminister symbolisch die erste Lieferung der modernen Rehabilitationsgeräte aus Deutschland. Zuletzt traf Maas Überlebende der Leningrader Blockade zu einem Gespräch, bei dem auch der deutsche Botschafter in der Russischen Föderation, Dr. Géza Andreas von Geyr, die zu diesem Zeitpunkt amtierende deutsche Generalkonsulin in Sankt Petersburg, Dr. Eltje Aderhold, der Vorsitzende des Sankt Petersburger Komitees für auswärtige Beziehungen, Jewgeni Grigorjew, sowie drb-Leiterin Arina Nemkowa anwesend waren. Dabei unterhielt Maas sich auch mit vier jungen Menschen aus Deutschland und Russland, die im letzten Jahr an der Pilotphase des Freiwilligenprogramms der “Humanitären Geste” teilgenommen hatten und nun coronabedingt per Videokonferenz zugeschaltet waren. Auf dem Twitter-Kanal des Auswärtigen Amtes wurde der Außenminister im Anschluss an das Gespräch mit den Überlebenden der Blockade wie folgt zitiert: 

“Fassungslos & voller Scham blicken wir auf ihre Schicksale. Wir bekennen uns zur Verantwortung für das Unrecht, das geschehen ist.”2

Kürzlich erhielt das drb einen Brief des Außenministers, in dem er nochmals unterstreicht, wie wichtig das Projekt “Humanitäre Geste” ist und wie sehr ihn sein Besuch in Sankt Petersburg beeindruckt hat:

Berlin, den 11. September 2020

Sehr geehrte Frau Nemkowa,

gerne erinnere ich mich an unser Treffen in St. Petersburg am 11. August und an den überaus freundlichen Empfang, den Sie mir und meiner Delegation bereitet haben. Hierfür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken.

Das Bekenntnis zur deutschen Verantwortung für das millionenfache Unrecht, das den Bewohnern Leningrads während der Blockade zugefügt wurde, ist mir eine Herzensangelegenheit. Die Bewahrung der Erinnerung und die Aussöhnung sind für mich zentrale Elemente der Beziehungen zwischen Deutschen und Russen. Vor diesem Hintergrund zeigt das Deutsch-Russische Begegnungszentrum auf sehr beeindruckende Weise, wie ein auf die Zukunft gerichtetes Versöhnungsprojekt gestaltet ist und Überlebende der Blockade mit jungen Menschen zusammengeführt werden können.

Besonders in Erinnerung behalten werde ich das persönliche Treffen mit Überlebenden der Blockade und Freiwilligen, das Sie trotz der pandemiebedingten zusätzlichen Herausforderungen möglich machen konnten. Dafür möchte ich Ihnen noch einmal danken. Ich habe großen Respekt vor Ihrem Engagement. Bitte überbringen Sie meinen Dank und meine Anerkennung auch Ihrem ganzen Team.

Für Ihre zukünftige Tätigkeit wünsche ich Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Heiko Maas

Das Projektteam der “Humanitären Geste” nimmt diese Wertschätzung als Anlass, unsere Programme auch in Zukunft motiviert und professionell fortzusetzen: Mehr zu unseren momentanen Aktivitäten lesen Sie in unserem Blog sowie unseren Gruppen bei Facebook und Instagram!

1 https://www.mid.ru/de/foreign_policy/news/-/asset_publisher/cKNonkJE02Bw/content/id/4282429

2 https://twitter.com/AuswaertigesAmt/status/1293249321182232576