Ausstellungseröffnung: „Keine Todesfälle vom Tag der Evakuierung bis heute“
Anlässlich des 78. Jahrestags der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade laden das „Deutsch-Russische Begegnungszentrum“ und die ANO „Erinnerungskultur. Zentrum zur Umsetzung geisteswissenschaftlicher Projekte“ zur Eröffnung der Ausstellung „Keine Todesfälle vom Tag der Evakuierung bis heute“ ein.
Die Grundlage der Ausstellung bilden Tonbandaufnahmen der bekannten Leningrader Journalistin Anna Lasarewna Moisches (1910-2004). In den 1990er Jahren sprach sie ihre Erinnerungen an ihr Leben in Tatarstan, wohin sie als Mitarbeiterin eines Internats für Kinder von Leningrader Journalisten evakuiert worden war, auf Band. Dabei schilderte sie auch die Schicksale der Angehörigen der Zöglinge und der Mitarbeiter des Internats, die während der schlimmsten Phase der Leningrader Blockade, der sog. „Zeit des Sterbens“ im Winter 1941/42, in der Stadt verblieben waren.
Die Ausstellung vereint Erinnerungen, persönliche wie offizielle Dokumente, Aufzeichnungen von Internatsmitarbeitern sowie Wandzeitungen und Tagebücher der Kinder zu einem Bericht über diese dramatische Geschichte, die sich über mehrere Jahre hinzog.
Die Erinnerungen von Anna Moisches gestatten es, eine einmalige und zugleich doch typische Geschichte zu rekonstruieren, mit der hunderttausende sowjetischer Familien nach Kriegsausbruch konfrontiert waren: Aufgrund der unabänderlichen Umstände waren viele Kinder um ihrer Rettung willen von ihren Eltern getrennt worden, wobei die einen wie die anderen unter den Bedingungen der Kriegszeit hart um ihr Überleben kämpfen mussten.
Die Ausstellung findet vom 27. Januar bis 4. April 2022 im „Smolny“-Saal der Staatlichen Kultureinrichtung „Museumsagentur“ der Oblast Leningrad statt. Adresse: Ulitsa Smolnogo 3, Sankt Petersburg.
Ausstellungskuratoren: M. Tretjakowa, I. Karpenko, S. Serejtschik
Die Kuratoren danken der Familie von Anna Lasarewna Moisches, insbesondere ihrer Tochter Nina Iljinitschna Koschanowa sowie ihrer Nichte Jelena Nikolajewna Kalitejewskaja, die das Archiv des Internats für Kinder von Leningrader Journalisten aufbewahrt und Kopien der Dokumente für das Projekt bereitgestellt haben.
Die Firma Ascreen übernahm als Projektpartner die grafische Gestaltung der Ausstellung. Ascreen ist ein führendes russisches Unternehmen für komplexe Museumsplanung und Ausarbeitung von Ausstellungsprojekten unter Anwendung multimedialer Technologien.
In der Ausstellung wurden Abbildungen aus den privaten Sammlungen von A.N. Ostrikow, J.N. Kalitejewskaja und N.I. Koschanowa sowie aus frei zugänglichen Quellen (Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International) verwendet.
Für ein tieferes Verständnis der Ausstellungsinhalte wird folgendes Begleitprogramm angeboten:
2. Februar 2022, 16.00 Uhr: Führung durch die Ausstellung. Auf Russisch. Vorherige Anmeldung erforderlich.
10. Februar 2022, 13.00 Uhr: „Die Arbeit mit privaten Archiven des 20. Jahrhunderts im Lernprozess“. Seminar für Lehrkräfte und Personal von Bibliotheken und Museen. Behandelt werden die verschiedenen Arten von Quellen, ihre Spezifik sowie die methodologische Arbeit mit ihnen.
2. März 2022: Laboratorium „Das Durchlebte“: ein Blockade-Tagebuch. Die Teilnehmenden des Laboratoriums beschäftigen sich mit dem Entziffern eines Tagebuchtextes aus der Sammlung des Zentrums zum Studium von Ego-Dokumenten „Proschito“ der Europäischen Universität in St. Petersburg. Details zur Anmeldung für die Veranstaltung werden später bekannt gegeben.
Für den Besuch von Museen der Oblast Leningrad ist ein QR-Code erforderlich.
Öffnungszeiten der Ausstellung: Mo-Do, 10.00-18.00 Uhr & Fr, 10.00-17.00 Uhr.