Erinnerungen in der „Online-Bibliothek“
„In den Tagen der Blockade“: Erinnerungen von J.N. Studenetskaja
Jewgenija Nikolajewna Studenetskaja (1908-1988) war Kaukasistin, Ethnografin und Angestellte des Staatlichen Museums der Ethnografie der Völker des UdSSR (seit 1992 Russisches Ethnografisches Museum). Ihr Manuskript besteht aus kurzen Berichten zu Erinnerungen an die Jahre 1941/42. Alle 22 Berichte stellen eigenständige, in sich geschlossene Werke dar. In unserer Online-Bibliothek sind sie auf vier Einträge aufgeteilt. Hier findet ihr den ersten davon.
„Graue Wehmut der Erinnerungen … Über den Krieg, die Blockade und das friedliche Leben“ (Hrsg. N.S. Balagurowa & V.A. Korobowa)
Der Sammelband entstand im Rahmen des kreativen Klubs „Schreibschule Ogniwo“, über den wir einen Kurzfilm gedreht haben. Das Buch enthält Erinnerungen von Augenzeugen der Leningrader Blockade.
Für die Übersetzung wurden mehrere Kapitel ausgewählt, beispielsweise die Erzählung von Klawdija Schukowa, die das Alltagsleben während der Blockade aus Sicht eines Kindes beschreibt. Sie berichtet über eigene Erfahrungen – Hunger, Luftangriffe, den Verlust von Angehörigen – ebenso wie über öffentliche Ereignisse in der Stadt. Besonders interessant ist ihre Erzählung darüber, wie sie und ihre Klassenkameraden sogar während der Blockade in der Schule Deutsch lernten.
„Wir haben es überlebt … Erinnerungen an die Blockade von deutschstämmigen Kindern“ (Hrsg. V.A. Korobowa)
In unserer Online-Bibliothek gibt es viele Berichte aus diesem Sammelband, der im Jahr 2005 anlässlich des 60. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges erschien. Herausgegeben wurde er vom Klub „Raduschije“ (dt. „Herzliches Entgegenkommen“) am Deutsch-Russischen Begegnungszentrum Sankt Petersburg, über den wir ebenfalls einen Film gedreht haben. Das Buch enthält Erinnerungen von Russlanddeutschen, die die Blockade von Leningrad 1941-1944 überlebt haben.
Auf unserer Website finden sich u.a. folgende Erzählungen: „Wir haben überlebt, weil wir zusammenhielten“ (T.G. Tumanowa), „Ich war 14“ (E.B. Gebel), „Das Kulturleben hörte nie auf“ (O.W. Grebjonkin).
„Weiße Flamme des grauen Haars: Gesammelte Erinnerungen von Blockadekindern deutscher Herkunft“ (Redaktion: V.A. Korobowa)
Die in diesem Band zusammengefassten Erzählungen stammen zum Teil aus dem Buch „Wir haben es überlebt“ und wurden durch weitere Geschichten von Mitgliedern des Klubs „Raduschije“ am Deutsch-Russischen Begegnungszentrum Sankt Petersburg ergänzt.
Auf der Website gibt es zwei Berichte, die aus der Feder der Leiterin des Klubs V.A. Korobowa stammen. Im ersten Text („Ein Porträt“) schreibt sie über eine Fotografie aus Vorkriegszeiten, welche sie auch heute noch an ihre glücklichen Kindheitstage erinnert. In ihren Ausführungen beschreibt V. Korobowa eindrücklich die körperlichen und seelischen Folgen der Mangelernährung während der Blockadezeit: Sie denkt an ihre Evakuierung aus dem belagerten Leningrad zurück und daran, wie sie sich im sicheren Hinterland allmählich erholte. Ungeachtet dessen endet der Text mit einer positiven Note. Der zweite Text („Meine Kindheit im Leningrader Newski-Bezirk“) berichtet davon, wie die Autorin als sechsjähriges Mädchen den Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges und den ersten Blockadewinter 1941/42 erlebte. Der Schauplatz dieser Erinnerungen ist der industriell geprägte Newski-Bezirk im Südosten der Stadt, der häufig zum Ziel der deutschen Luftangriffe wurde. Die Episoden aus jener Zeit, die der Autorin bis ins hohe Alter im Gedächtnis geblieben sind, zeigen deutlich, wie ihre Eltern dem Hunger zu trotzen versuchten und wie einzelne glückliche Zufälle – etwa einige von einem vorbeifahrenden Auto gefallene Ölkuchenstücke – der Familie halfen, am Leben zu bleiben.
Nicht alle Texte des Sammelbands handeln von persönlichen Erinnerungen: Alla Sokolowskaja beispielsweise widmet sich der Geschichte der Bergsteigerin O.A. Firsowa, die während der Blockade an der Tarnung der Stadt beteiligt war.
Momentan sind in der Online-Bibliothek nur einzelne Ausschnitte aus den oben genannten Sammelbänden veröffentlicht. Diese Kollektion wird jedoch regelmäßig erweitert, worüber wir demnächst im Blog berichten werden.