Neuigkeiten im Projekt „Humanitäre Geste“
Eine wichtige Komponente des Projekts „Humanitäre Geste“ ist die Suche nach Materialien über die Leningrader Blockade sowie nach Berichten von Zeitzeugen, die vom Projektteam ins Deutsche übersetzt und anschließend auf der Bibliotheksseite veröffentlicht werden.
Vor kurzem hat das Projektteam mit der Übersetzung eines neuen Buches mit Erinnerungen einer Blockadeüberlebenden begonnen. Im heutigen Artikel berichten wir darüber.
Es handelt sich um das Buch „Vier Jahre Leben, vier Jahre Jugend“: Alexandra Isaakowna Wojewodskaja, Historikerin von Beruf und Schriftstellerin von Berufung, berichtet über ihre Erinnerungen an die Blockadezeit. Wie die Autorin im Vorwort erwähnt, tut sie dies in erster Linie für ihre Kinder, Enkelkinder und nahen Verwandten.
„So ist also auch für mich die Zeit der Memoiren gekommen. Worüber und für wen werde ich schreiben? In erster Linie für mich selbst. Für einen Menschen, der bereits eine ansehnliche Zeitspanne durchlebt hat, für einen älteren Menschen. Memoiren sind eine bestimmte Form der Rechtfertigung vor sich selbst, der Selbstbehauptung – dein Leben wurde nicht umsonst gelebt, es wird gebraucht, von dir und von anderen. Es wird immer noch gebraucht, zumindest dafür, um deine Lebenserfahrung weiterzugeben. Aber nicht so, wie es ein Fotograf tun würde, sondern so, wie es ein Künstler tut: Zeit, die durch dich hindurchgegangen ist.“
Alexandra Isaakowna begann Mitte der Siebziger, ihre Memoiren zu schreiben, und arbeitete daran bis zu ihrem Tod im Dezember 1982. Die Idee, die Memoiren in Buchform zu veröffentlichen, stammt von ihren beiden Söhnen, Konstantin und Igor. Sie fügten dem Text die notwendigen Kommentare hinzu und erweiterten ihn um mehrere Anhänge.
Das Buch enthält nicht nur Erinnerungen an die Blockade, sondern auch an die Vorkriegszeit; zudem Fotografien und einige Briefe aus den Kriegsjahren: den Briefwechsel zwischen Alexandra Isaakowna und ihrem Mann – berührende, empfindsame und wahrhaftige Zeugnisse der fürsorglichen Beziehung eines Ehepaares.
„Mein lieber Freund, du bist jetzt so fern und gleichzeitig doch so nah, so hell leuchtet in mir das Licht unserer letzten Begegnungen hier in Leningrad. Zuweilen stellt sich die Frage: Wo und wann werden wir uns wiedersehen, wann werden wir uns sehen, um uns dann nicht mehr zu trennen?“
Die Ausstellung „Keine Todesfälle vom Tag der Evakuierung bis heute“, über die wir bereits berichtet haben, ist mittlerweile vollständig auf unserer Website verfügbar. Bis zum 15. Juni ist sie außerdem im Museum „Der Durchbruch der Leningrader Blockade“ zu sehen.