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77. Jahrestag der Befreiung Leningrads von der Blockade

77. Jahrestag der Befreiung Leningrads von der Blockade

Alljährlich am 27. Januar wird in Sankt Petersburg der Jahrestag der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade begangen.

Morgens nehmen viele Bewohner der Stadt an einer Trauerzeremonie teil. Dabei legen sie Kränze an den zahlreichen Denkmälern und Gedenkstätten nieder, die den Opfern der Blockade gewidmet sind. Im Laufe des Tages können sich alle Interessierten den Aktionen, Vorträgen und Zusammenkünften anschließen. In unserem Artikel berichten wir über einige der eindrucksvollsten Veranstaltungen, die am 27. Januar 2021 stattfanden.

Das Museum der Verteidigung und Belagerung von Leningrad bereitet für diesen Tag stets ein umfangreiches Programm vor (in diesem Jahr im Online-Format): Dazu gehören sowohl kostenlose Ausstellungen als auch Vorführungen von Dokumentarfilmen und vieles mehr. In diesem Jahr eröffnete das Museum unter dem Titel “Die Blockade erscheint mir im Traum ...” eine Ausstellung der Arbeiten des sowjetischen und russischen Bildhauers, Schriftstellers und Grafikers Viktor Sergejewitsch Nowikow. Die Ausstellung zeigt grafische Arbeiten des Künstlers in Verbindung mit Zitaten aus Nowikows gleichnamigem Buch über seine Erinnerungen an die Blockadezeit. Außerdem war im Museum ein Dokumentarfilm über Leonid Alexandrowitsch Goworow, Marschall der Sowjetunion, zu sehen.

Eine der städtischen Bibliotheken veranstaltete ein Treffen mit Sergej Larenkow, dem Begründer des Projekts “Verbindung der Zeiten”. Dieses Projekt ist insofern einzigartig, als es Fotografien aus der Blockadezeit mit Ansichten des modernen Petersburgs verbindet. Die Großmutter von Sergej Larenkow durchlebte die Blockade, weshalb dieses Thema eine wichtige Rolle im Schaffen des Fotografen spielt.

Im Laufe des Tages wurden auch im Filmstudio “LenDok” (Sankt Petersburger Studio für Dokumentarfilme) Dokumentationen über die Blockade gezeigt. Die Geschichte des Studios ist ebenfalls von Interesse: Zur Zeit des Krieges war dies das einzige Filmstudio, das sich dem Frontgeschehen widmete. Ab dem Jahr 2012 verwandelte es sich in einen modernen Art Space, wo mittlerweile verschiedenste Veranstaltungen stattfinden: Konzerte, Konferenzen, Ausstellungen und Filmvorführungen.

Auch der Botanische Garten von Peter dem Großen (einer der ältesten in Russland) veranstaltete an diesem Tag ein besonderes Programm für seine Besucher/-innen. Die Exkursionen informierten über die Anstrengungen der Mitarbeiter/-innen, welche die einzigartigen Pflanzen des Gartens über die Blockadezeit retteten. Heute sind diese Pflanzen mit dem Sankt-Georgs-Band markiert. Von den 12 000 verschiedenen Pflanzenarten überlebten die Blockade nur knapp zehn Prozent, die meisten davon Kakteen. Über die Geschichte des Botanischen Gartens werden wir in einem unserer nächsten Artikel noch genauer berichten.

In der Philharmonie, in der am 9. August 1942 die berühmte Siebte (Leningrader) Sinfonie aufgeführt worden war, wurde ein Konzert mit dem Titel “Leningrad - Stalingrad. Kriegsstrophen” aufgeführt. Die Zuhörer/-innen erwartete Musik von Glasunow, Rachmaninow, Glière und Schostakowitsch.

In der Philharmonie, in der am 9. August 1942 die berühmte Siebte (Leningrader) Sinfonie aufgeführt worden war, wurde ein Konzert mit dem Titel “Leningrad - Stalingrad. Kriegsstrophen” aufgeführt. Die Zuhörer/-innen erwartete Musik von Glasunow, Rachmaninow, Glière und Schostakowitsch.

Eine weitere wichtige Aktion ist die “Kerze des Gedenkens”. Erstmals fand diese Aktion am 22. Juni 2009 statt, anlässlich des Tags der Erinnerung und der Trauer. In ganz Russland (und auch außerhalb davon) zündeten die Menschen Kerzen an, um derer zu gedenken, die in den Kriegsjahren ums Leben kamen. Nach und nach wurde begonnen, diese Aktion alljährlich durchzuführen und zwar nicht nur am 22. Juni, sondern auch zu anderen Gedenktagen. Am 27. Januar fand die Aktion “Kerze des Gedenkens” in der Olga-Bergholz-Parkanlage statt (die ihr schon bald in unserem Film über Denkmäler der Blockade sehen könnt). Den ganzen Tag über erklangen Gedichte der “Blockade-Muse”, Zuschauerinnen und Zuschauer konnten online an der Aktion teilnehmen.

Eigentlich beginnen die Gedenkveranstaltungen in der Stadt schon ab dem 18. Januar, dem Tag, an dem die Blockade durchbrochen wurde.
So wurde beispielsweise im Museums- und Ausstellungskomplex “Russland - meine Geschichte” eine Ausstellung mit dem Titel “Spiegel der Erinnerung” eröffnet. Der Ausstellung liegt das Thema Kindheit in der belagerten Stadt zugrunde. Sie zeigt authentische Exponate: Zeichnungen, Schreibzubehör sowie Spielzeuge aus privaten Sammlungen und Schulmuseen. Die Ausstellung wird durch einen interaktiven Teil ergänzt, wo alle Besucher/-innen sich in die Atmosphäre jener Zeit hineinversetzen können: indem sie Briefe anschauen, Grammophon hören, das Zimmer eines Arbeiters betrachten und vieles mehr.

Ein recht ungewöhnliches Veranstaltungsformat bietet das Museum “Newskaja Sastawa”, nämlich Fußgänger-Challenges. Die Mitarbeiter/-innen des Museums haben anhand von Memoiren, Archivdokumenten und Tagebucheinträgen von Leningrader/-innen mehrere Fußgängerrouten aus der Blockadezeit rekonstruiert. Die Teilnehmer/-innen der Exkursionen können diese Routen in Kleingruppen nachlaufen. Die Challenges haben drei verschiedene Ausrichtungen. Die erste folgt den Motiven des Blockadetagebuchs von Dmitri Iwanowitsch Bogdanow, eines Arbeiters aus dem Bolschewik-Werk. Der Weg von seinem Haus bis zur Arbeitsstelle betrug etwa 15 Kilometer. Die zweite Route folgt dem Weg von Olga Bergholz. Sie beschrieb ihn in ihrem lyrischen Tagebuch “Tagessterne”. Anfang Februar legte sie etwa 14 Kilometer von ihrer Arbeitsstelle im Haus des Radios bis zum Krankenhaus, in dem ihr Vater arbeitete, zurück. Die dritte Route trägt den Namen “Va-Bank” und ist mit 32 Kilometern die längste Challenge. Es ist der Weg des Künstlers Wlasow und des Technologen Pantschenko. Ende 1941 erhielt der Künstler eine Bestellung für Karten mit Karikaturen deutscher Heerführer. Hierfür musste er in die Kartenfabrik gehen, um die Details des Herstellungsprozesses zu studieren. Später trug der Technologe Pantschenko die Abzüge in die Kartenfabrik. Dieser Weg war voller Gefahren und Pantschenko geriet mehr als einmal unter Beschuss. Die Teilnehmenden dieser dritten Challenge sind aufgefordert, beim Durchlaufen der Route die Entwürfe von Karten mit sich zu tragen.

Am Abend des 27. Januar erwartete die Bewohner/-innen und Gäste der Stadt das traditionelle farbenfrohe Feuerwerk.