Online-Programme der “Humanitären Geste” im Herbst/Winter 2020/21
Der kalendarische Herbstanfang liegt schon knapp drei Wochen zurück und auch der “Altweibersommer” hat Petersburg mittlerweile verlassen – Zeit für uns, einen kurzen Blick auf das Programm der “Humanitären Geste” in der Saison Herbst/Winter 2020/21 zu werfen. Das Wichtigste gleich vorweg: Bis einschließlich Februar 2021 arbeiten wir schwerpunktmäßig im Online-Format. Damit reagieren wir einerseits auf die noch immer geltenden Quarantänebestimmungen und Reisebeschränkungen und nehmen andererseits Rücksicht auf eine unserer wichtigsten Zielgruppen: die Überlebenden der Blockade, die zu den Menschen zählen, die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind.
Um die kalte Jahreszeit dennoch gewinnbringend zu nutzen, hat das Projektteam der “Humanitären Geste” über den Sommer verschiedene Konzepte entwickelt, die wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit deutschen und russischen Teilnehmenden – darunter natürlich auch Überlebende der Blockade – umsetzen und deren Ergebnisse wir einem breiten Publikum zugänglich machen möchten:
I) In Sankt Petersburg existieren zahlreiche Vereine und Gesellschaften von Überlebenden der Leningrader Blockade. Einige dieser Gesellschaften haben bereits im letzten Jahr an den Programmen der “Humanitären Geste” teilgenommen, darunter die Organisation “Waisenhauskinder des belagerten Leningrad” und der Klub der russlanddeutschen Blockadekinder “Herzliches Entgegenkommen”. Leider findet man im Internet zu diesen Organisationen oft kaum mehr Informationen als ihren Namen und ihre Kontaktadresse. Das Projektteam der “Humanitären Geste” hat beschlossen, dieser Situation abzuhelfen und ab Herbst 2020 kurze Videoporträts von fünf Petersburger Blockadegesellschaften zu drehen. In den Kurzfilmen berichten wir über die Geschichte der Organisationen, ihre Mitglieder und natürlich über die Aktivitäten, die von und für die Überlebenden der Blockade durchgeführt werden. Die Videos werden selbstverständlich in deutscher Sprache bzw. mit deutschen Untertiteln verfügbar sein und sowohl auf dem YouTube-Kanal der “Humanitären Geste” als auch auf unserer Website veröffentlicht.
II) Nicht nur im Zentrum von Sankt Petersburg, sondern auch außerhalb davon gibt es viele bekannte und weniger bekannte Denkmäler und Gedenkstätten für die Opfer der Leningrader Blockade. Einige davon widmen sich ganz spezifischen Themenbereichen, wie etwa das Denkmal für die Blockadestraßenbahn oder das Monument für die Einweiserinnen, welche die Autokolonnen auf der Straße des Lebens lenkten. Das Projektteam der “Humanitären Geste” plant, in Kooperation mit Sankt Petersburger Museen und Historiker/-innen zwei Kurzfilme zu den weniger prominenten Blockadedenkmälern zu drehen und diese (ebenfalls in deutscher Sprache bzw. mit deutschen Untertiteln) auf unseren bekannten Kanälen zugänglich machen.
III) Als unser Projektteam im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit dem Sozialen Zentrum für Übersetzungen an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg das Buch der inzwischen leider verstorbenen Luise Davies ins Russische und ins Deutsche übersetzte, wurde schnell klar, dass es nicht nur in Sankt Petersburg Blockadeüberlebende und -gesellschaften gibt, sondern auch in anderen Städten Russlands und sogar im Ausland. Luise Davies ist hier ein eindrucksvolles Beispiel: Nach ihrer Evakuierung aus dem belagerten Leningrad lebte sie zunächst in Deutschland und später in England, wo sie im Alter von fast 90 Jahren ihre Erinnerungen an diese schwere Zeit niederschrieb. Im Rahmen der “Humanitären Geste” werden wir in diesem Herbst weitere Informationen zu Blockadegesellschaften außerhalb von Sankt Petersburg bzw. Russland sammeln und diese auf unserer Website zugänglich machen.
IV) Natürlich werden wir auch weiterhin in unserer Online-Bibliothek Quellen- und Informationsmaterial zur Geschichte der Leningrader Blockade veröffentlichen – in Form von Texten und Videos in deutscher und z.T. auch in russischer Sprache. Auch die anderen Seiten unserer Website sowie unsere Gruppen bei Facebook und Instagram werden wir regelmäßig aktualisieren, indem wir sie um wissenswerte historische Fakten und Informationen zu unseren Programmen erweitern.
V) Die Gruppenprogramme, die vom Projektteam der “Humanitären Geste” vor Ort in Sankt Petersburg organisiert werden, umfassen zumeist ein Einführungsseminar zu den Hintergründen und zur Geschichte der Leningrader Blockade. Ab Herbst bieten wir dieses Seminar nun auch online an, je nach Absprache mit der entsprechenden Partnerorganisation in verschiedenen Formaten:
- als dreistündiges interaktives Einführungsseminar (inkl. Arbeit in Gruppen);
- mit Schwerpunkt auf dem Thema “Kunst und Kultur im belagerten Leningrad” (inkl. Arbeit in Gruppen);
- als Online-Treffen mit einem russischen Historiker zu einem spezifischen Thema;
- als Online-Gespräch mit Überlebenden der Blockade (inkl. Einführungsgespräch und Vorbereitung von Fragen für ein Mini-Interview).
Anfragen zu Online-Seminaren nehmen wir über ekultur@drb-ja.com entgegen.
VI) Als zentrale Veranstaltung der Saison Herbst/Winter 2020/21 plant das Projektteam der “Humanitären Geste” eine Online-Konferenz zum Thema “Bewahrung der Erinnerung an die Leningrader Blockade”. Die Veranstaltung richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, Studierende, Vertreter/-innen von Jugendorganisationen sowie Fachkräfte für Jugendarbeit aus Deutschland und Russland. Im Laufe der Konferenz sollen moderne und innovative Formate entwickelt und diskutiert werden, mit deren Hilfe die Erinnerung an historische Ereignisse (wie die Leningrader Blockade) auch für zukünftige Generationen bewahrt werden kann. Dabei werden wir folgende Leitfragen behandeln:
Welche Formen zur Bewahrung der Erinnerung an historische Ereignisse (im Besonderen an die Leningrader Blockade) existieren momentan?
Welche neuen Formate sind denkbar und wie können diese an Schulen oder bei Jugendprojekten angewendet werden?
Durch welche Formate kann das Interesse junger Menschen (Schülerinnen und Schüler, Studierende) am Thema Erinnerungskultur geweckt werden?
Die Online-Konferenz wird im Januar 2021 anlässlich des 77. Jahrestags der vollständigen Befreiung Leningrads von der Blockade stattfinden. Weitere Details bzgl. Anmeldung, Inhalten, Referent/-innen etc. veröffentlichen wir zeitnah auf unserer Website.
Neben den aufgelisteten Aktivitäten beginnt auch das Freiwilligenprogramm der “Humanitären Geste” ab Oktober 2020 im Online-Format.
Das Projektteam der “Humanitären Geste” freut sich auf Ihr reges Interesse und Ihre Teilnahme an den Programmen!