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Die Leningrader Blockade

8. September 1941 – 27. Januar 1944

Die Leningrader Blockade gilt als eines der schwerwiegendsten Verbrechen der deutschen Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion. Fast 900 Tage lang belagerten deutsche und finnische Truppen die Stadt Leningrad (das heutige Sankt Petersburg). Der sogenannte Blockadering schnitt die Millionenstadt nicht nur von ihren Versorgungslinien ab, sondern verhinderte auch die Ausreise ihrer Einwohner.

Der Frontverlauf im ersten Kriegswinter 1941

Der Frontverlauf im ersten Kriegswinter 1941

Leningrad ist zu allem bereit. Innerhalb der letzten Tage haben sich fast alle Geschäfte in doppelte Bretterverschläge, Kisten und aufgeschüttete Erde gekleidet, welche diese Geschäfte in Luft- und vielleicht sogar Gasschutzräume verwandelt haben.”

[P. Luknitzki: “Leningrad handelt”]

“Bewohner Leningrads stehen für Wasser an”, 01.12.1941. – Foto: RIA Novosti archive, image #907 / Boris Kudoyarov / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Hunger

Zu Beginn der Blockade reichten die Lebensmittelvorräte nicht für die 3 Millionen Einwohner der Stadt aus. Am 12. September wurde ein großer Teil der Vorräte durch einen Luftangriff zerstört. In der Folge wurden Lebensmittel auf Karten ausgegeben. Im November 1941 betrug die Tagesration Brot 250 Gramm für Arbeiter und 125 Gramm für Angestellte, Kinder und einfache Bürger.

Bestandteile des Blockadebrotes

Anfang September 1941

Ende November 1941

Lebensmittelvorräte am 12. September 1941

  • Getreide und Mehl: für 35 Tage
  • Grütze und Makkaroni: für 30 Tage
  • Fleisch und Fleischprodukte: für 33 Tage
  • Fette: für 45 Tage
  • Zucker und Süßwaren: für 60 Tage

Todesfälle in den ersten Monaten der Blockade*

* Es gibt keine genauen Daten zu den Todesfällen während der Blockade. Die Zahl schwankt je nach verwendeten Quellen zwischen 649 000 und 2 Millionen.

Obwohl die Stadt massiven Luftangriffen durch die deutsche Wehrmacht ausgesetzt war, starben während der Blockade die meisten Menschen an Unterernährung. Der Tod wurde in Leningrad zur grausigen Normalität; die Menschen starben nicht nur in ihren Wohnungen, sondern auch auf den Straßen. Im Winter wurden Kinderschlitten zum Haupttransportmittel – mit ihnen beförderte man Wasser, Lebensmittel und Leichen.
Zahlreiche Betriebe und Fabriken wurden im ersten Kriegswinter geschlossen, die bedeutende Leningrader Rüstungsindustrie arbeitete jedoch weiter. In den riesigen Kirow-Werken wie auch in der Admiralitätswerft produzierten die Leningrader Arbeiter und Arbeiterinnen Geschütze sowie Munition für die Verteidigung der Stadt. Auch das kulturelle und wissenschaftliche Leben kam nicht gänzlich zum Erliegen: Die Universitäten und Institute blieben geöffnet, es gab auch weiterhin Konzerte und Theateraufführungen. Im August 1942 erlebte die 7. Sinfonie des sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch sogar ihre Uraufführung in Leningrad.

Die Straße des Lebens

Die Straße des Lebens führte über den nordöstlich von Leningrad gelegenen zugefrorenen Ladogasee und erleichterte in den Wintern 1941/42 und 1942/43 den Transport von Nahrungsmitteln und anderen kriegs- und lebensnotwendigen Gütern in die belagerte Stadt. Zugleich ermöglichte sie die Evakuierung tausender Leningrader sowie zahlreicher Kunstwerke. Im ersten Kriegswinter wurde die Trasse über den See zuerst mit Pferdeschlitten befahren, wenig später auch mit schweren Lastkraftwagen. Ab Dezember 1942 wurde sogar eine Eisenbahnstrecke gebaut, um noch mehr Güter transportieren zu können. Inoffiziell wurde der Weg aber auch “Straße des Todes” genannt, da er durch seine Lage auf dem offenen See dem Beschuss durch die deutsche Artillerie sowie Luftangriffen ausgesetzt war. Viele der schweren Fahrzeugen brachen zudem mitsamt ihren Passagieren im Eis ein und versanken im Wasser des Sees.

Evakuierungen

Einwohnerzahl vor dem Krieg (inkl. Oblast Leningrad): 3 000 000

Evakuierungen vor dem Beginn der Blockade

Evakuierungen über die Straße des Lebens

Literatur über die Blockade

1. P. Luknitzki: “Leningrad handelt” (Fronttagebuch)
2. A. Adamowitsch, D. Granin: “Das Blockadebuch” (Liegt in deutscher Übersetzung vor)
3. O. Bergholz: “Niemand wird vergessen und nichts wird vergessen”
4. L. Ginsburg: “Aufzeichnungen eines Blockademenschen” (Liegt in deutscher Übersetzung vor)
5. M. Suchatschew: “Die Kinder der Blockade”